Zum stadtfest: - Gießener Allgemeine
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schaftlern aufbauten, weiterhin verbessern<br />
und die Daten auswerten.<br />
Nachdem im CERN in den letzten Jahren<br />
großartige Entdeckungen dieses Kalibers gemacht<br />
wurden, darf nun auf ähnlich bedeutsame<br />
Funde in Hessen gehofft werden, wenn<br />
bei Darmstadt das Forschungszentrum FAIR<br />
eröffnet wird. Zwar ist die endgültige Inbetriebnahme<br />
erst für 2018 vorgesehen, und die<br />
Baumaßnahmen vor Ort haben gerade erst<br />
begonnen, aber die wissenschaftlichen Vorbereitungen<br />
laufen bereits auf Hochtouren.<br />
Mit aktuell 15 Arbeitsgruppen sorgen die<br />
Physik-Institute in Gießen dafür, dass FAIR<br />
beste Startvoraussetzungen hat. Denn das<br />
mehr als eine Milliarde Euro teure Projekt ist<br />
darauf ausgelegt, bereits bei der Fertigstellung<br />
wertvolle Ergebnisse zu liefern – und<br />
die theoretischen Grundlagen sowie die<br />
Möglichkeiten, die gewonnenen Daten auszuwerten,<br />
werden bereits jetzt geschaffen.<br />
»Ich sehe FAIR als komplementär zum<br />
CERN. Am CERN wurde sehr wahrscheinlich<br />
ein wichtiger Mechanismus identifiziert, wie<br />
ein Teil der Materie seine Masse bekommt«,<br />
so Fischer. »Ein Großteil der Masse um uns<br />
herum kommt aber nicht vom Higgs-Teilchen,<br />
sondern steckt in den Bausteinen der<br />
Protonen, den Quarks und Gluonen. Deren<br />
Massenerzeugung untersuchen wir zukünftig<br />
an FAIR. Wir brauchen aber sicher beides,<br />
um die Welt der kleinsten Teilchen zu verstehen«,<br />
weist der Physiker auf eines der Arbeitsziele<br />
des entstehenden Zentrums hin.<br />
Rund 3000 Wissenschaftler aus zahlreichen<br />
Ländern der Welt werden an FAIR auch untersuchen,<br />
was in den ersten Mikrosekunden<br />
des Urknalls geschah. Hierfür wird vor allem<br />
die starke Wechselwirkung unter die Lupe<br />
genommen, die neben den oben im Kontext<br />
des Higgs-Teilchens erwähnten schwachen<br />
und elektromagnetischen Wechselwirkungen<br />
sowie der Gravitation eine der vier bekannten<br />
Kräfte in unserem Universum ist.<br />
Dass Atomkerne aus Protonen und Neutronen<br />
bestehen, dürfte vielen von uns noch aus<br />
dem Physik-Unterricht in der Schule bekannt<br />
sein. Diese wiederum bestehen aus Quarks<br />
und Gluonen (»Klebstoffe«), die über eine so<br />
starke Bindung durch die starke Wechselwirkung<br />
verfügen, dass sie nicht aus den Protonen<br />
oder Neutronen entfernt werden können.<br />
Dieses Confinement (»Eingesperrtsein«)<br />
der Quarks in Hadronen (Hadronen sind aus<br />
Quarks und/oder Antiquarks zusammengesetzte<br />
Teilchen) soll an FAIR untersucht werden.<br />
Und natürlich die Erzeugung der Massen<br />
der Quarks, aus denen die Protonen und<br />
Neutronen bestehen, also die dynamische<br />
Massenerzeugung. Für die Experimente an<br />
FAIR werden hochwertige Gerätschaften wie<br />
Teilchenbeschleuniger und Detektoren benötigt.<br />
Und hier spielen die <strong>Gießener</strong> Physiker<br />
eine wichtige Rolle, denn sie sind maßgeblich<br />
an unterschiedlichen Projekten beteiligt.<br />
Dies sind die zwei größten FAIR-Experimente,<br />
der PANDA-Detektor (Anti-Proton-Annihilation<br />
in Darmstadt) und das CBM-Experiment<br />
(Compressed Baryonic Matter) sowie<br />
die großen internationalen Kollaborationen<br />
NuSTAR (Nuclear Structure, Astrophysics and<br />
Reactions) und APPA (Atomic, Plasma Physics<br />
and Applications). Für den PANDA-Detektor,<br />
wo Materie und Anti-Protonen aufeinander<br />
geschossen und zu Energie zerstrahlt<br />
werden, um neue exotische Materieteilchen<br />
zu bilden, kommt sogar ein von <strong>Gießener</strong>n<br />
patentiertes Verfahren zum Einsatz, das die<br />
Ausheilung der in der Apparatur eingesetzten<br />
Blei-Wolfram-Kristalle ermöglicht. Im CBM-<br />
Experiment werden Eigenschaften der Quark-<br />
Gluon-Materie vermessen, die durch den<br />
Aufeinanderprall von Atomkernen bei hohen<br />
Energien erzeugt wird. Manchmal entsteht<br />
dabei das aus Charm-Quark-Paaren gebundene<br />
Charmonium, für dessen Vermessung<br />
der RICH-Detektor (Ring Imaging Cherenkov)<br />
in Gießen gebaut wird. In der NuSTAR-Kollaboration<br />
geht es um die Erforschung exotischer<br />
Atomkerne, die ein Feld neuer Phänomene<br />
und Eigenschaften versprechen,<br />
während die APPA-Initiative auch Schwerpunkte<br />
außerhalb der reinen Hadronenphysik<br />
hat, wie zum Beispiel bei der Untersuchung<br />
von Strahlung auf biologische<br />
Systeme, wodurch unter anderem Therapien<br />
für Krebspatienten verbessert werden sollen.<br />
»Diese Experimente sind so aufwendig, dass<br />
sie nur durchgeführt werden können, wenn<br />
sich Wissenschaftler auf der ganzen Welt<br />
vernetzen – das ist eine sehr spannende Sache.<br />
Wir sind aktuell sowohl mit der Theorie<br />
als auch mit dem Experiment hervorragend<br />
unterwegs, und für Gießen ist FAIR in der<br />
Nachbarschaft eine Riesenchance«, sagt Fischer.<br />
Immerhin bekam die Physik-Abteilung<br />
der JLU kürzlich fünf Millionen Euro für ihre<br />
Arbeit durch das Bundesforschungsministerium<br />
gestellt, von denen der Löwenanteil für<br />
FAIR ist und etwa zehn Prozent für ATLAS<br />
am CERN. »Ich wünsche mir von FAIR, dass<br />
wir den Mechanismus, der den Großteil der<br />
Masse – ungefähr 99 Prozent – erzeugt, im<br />
Detail verstehen lernen«, freut sich Christian<br />
Fischer auf/über das Potenzial von FAIR. Und<br />
mit ihm kann die Welt mitfiebern, wie weitere<br />
jahrtausendealte Ungewissheiten des Universums<br />
enträtselt werden. Jan Sommerlad<br />
DRei PflichtveRanstaltUngen<br />
von der »Gießen-Seite«<br />
www.wasmachicheigentlichhier.de<br />
Unter dem Sternenhimmel<br />
Knisternder Sand unter den Füßen, der Bass vibriert<br />
in den Ohren, die Nacht glüht. Am 18.<br />
August laden unsere Freunde von UNDERthe-<br />
GROUND unter den Sternenhimmel zum 15.<br />
Geburtstag im MuK. Warm-up auf dem Stadtfest,<br />
bevor die Nacht bis in den Morgen durchgetanzt<br />
wird. Ein Muss für alle, denen es bei guten<br />
elektronischen Klängen in den Beinen<br />
kribbelt. Und damit nicht genug der Open-Air-<br />
Saison im MuK. Am Freitag (17.) wandert die legendäre<br />
90er-Eurodance-Party auch unter das<br />
Sternenzelt. Am 25. August feiert unser bester<br />
Skateshop sein Sommerfest à la »Bärte und Balle«<br />
mit Team Rhythmusgymnastik und anderen.<br />
Sommer, Strand<br />
und Salsa<br />
Wir sind optimistisch<br />
– der August steht<br />
unter dem Motto Sommer! Und da die Initiative<br />
der »Verlegung von Gießen an eines der Weltmeere«<br />
und die damit einhergehenden Surferszene<br />
und Beachparty noch auf sich warten lassen,<br />
gibt’s Sommerflair auf die kontinentale Art:<br />
Alle zwei Wochen (seit 14. Juli) laden Salsa-Partys<br />
am Ufer des Heuchelheimer Surfsees zum<br />
Sommer. Gutes Wetter vorausgesetzt, erschallen<br />
nach einem sonnigen Wakeboardtag abends<br />
mediterrane Klänge bei Cocktails und Sternenhimmel.<br />
Partybeginn 21 Uhr. Termine: 28. 7., 11.<br />
8., 25. 8.<br />
Hinter der Bühne<br />
Alle Jahre wieder lädt<br />
unser kulturelles<br />
Schmuckstück im August<br />
zu einem Tag vor und<br />
hinter die Bühnen, zu kleinen Auftritten im Theaterpark<br />
und allerlei Spielerei. Am 26. August<br />
werden dafür von 11 bis 16 Uhr die Türen<br />
des Stadttheaters für die ganze Familie geöffnet.<br />
Und dabei sind große und kleine Kinder<br />
willkommen, die zauberhafte Theaterwelt mal<br />
von einer anderen Perspektive zu entdecken.<br />
Proberäume, Bühnentechnik, Requisiten – wer<br />
in die mystische Atmosphäre eines Bühnenhauses<br />
schnuppern wollte, ist hier richtig – es<br />
gibt einiges zu erleben.<br />
8/2012 streifzug 37