PDF (411 KB) - GVSt
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ergibt schließlich die nach den 60 Sektoren des Strukturmodells differenzierte<br />
Nachfrage der privaten Haushalte.<br />
Bei der Quantifizierung der Faktoren, die die Ausgabenentscheidung der privaten<br />
Haushalte bestimmen, ist zu berücksichtigen, dass kurzfristig unveränderliche Größen<br />
wie beispielsweise der Bestand an langlebigen Gebrauchsgütern, die tatsächlichen oder<br />
kalkulatorischen Ausgaben für Mieten oder vertraglich festgelegte Ausgaben die<br />
zeitnahe Dispositionsfreiheit des Konsumenten einschränken. Dieser Effekt wird über<br />
einen exogen ermittelten Basiskonsum erfasst, der sich etwa bei langlebigen<br />
Konsumgütern oder bei den Ausgaben für Energie aus einer Ausstattungs-, einer<br />
technisch determinierten Verbrauchs- und einer verhaltensbedingten<br />
Nutzungkomponente zusammensetzt. Der reale Basisverbrauch spiegelt diese kurzfristig<br />
nicht beeinflussbaren Ausgaben wider. Zieht man von dem gesamten Konsumbudget der<br />
privaten Haushalte die Summe der zu jeweiligen Preisen bewerteten Basisverbräuche<br />
ab, erhält man den sogenannten Überschusskonsum, der kurzfristig disponibel ist und<br />
entsprechend den Präferenzen der privaten Haushalte sowie der Entwicklung der<br />
relativen Preise auf einzelne Konsumausgaben aufgeteilt wird.<br />
Während die Konsumausgaben aufgrund ihres hohen Anteils an der gesamten<br />
Endnachfrage die sektorale und gesamtwirtschaftliche Entwicklung bestimmen, prägen<br />
die Investitionen aufgrund ihres dualen Charakters die Dynamik des Modells.<br />
Investitionen stellen nämlich auf der einen Seite – ähnlich wie die Konsumnachfrage –<br />
Güterkäufe dar, die die sektorale Produktion unmittelbar beeinflussen. Auf der anderen<br />
Seite belasten Investitionen über kalkulatorische Abschreibungen die sektoralen<br />
Kostenstrukturen und Preisentwicklungen. Dieser duale Charakter wird im<br />
Strukturmodell vollständig abgebildet. Die sektorale Nachfrage nach Investitionsgütern<br />
ist als Summe aus Ausrüstungs- und Bauinvestitionen definiert. Die Bauinvestitionen<br />
setzen sich wiederum aus den gewerblichen und staatlichen Bauten und den<br />
Wohnungsbauinvestitionen zusammen. Während die staatlichen Bauinvestitionen<br />
exogen vorgegeben sind, ergeben sich alle übrigen Komponenten aus<br />
Verhaltensgleichungen, in denen Akzeleratoransätze mit neoklassischen Ansätzen zur<br />
Faktorsubstitution kombiniert werden. Eine besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die<br />
Abbildung der Erwartungsbildung von zukünftigen Produktions- und<br />
Faktorpreisentwicklungen. Der Einfluss der Investitionen auf die sektoralen<br />
Produktionskosten wird über die kalkulatorischen Abschreibungen erfasst. Ausgehend<br />
von einer nach Anlagegütern differenzierten durchschnittlichen Nutzungsdauer ergeben<br />
sich spezifische Abschreibungsbeträge, die wichtiger Bestandteil der sektoralen<br />
Herstellungskosten sind. Diese Zusammenhänge werden im Strukturmodell mit Hilfe<br />
von definitorischen Beziehungen abgebildet.<br />
Das Exportmodell erklärt die Ausfuhr der 60 Gütergruppen. Dabei wird ein globaler<br />
Ansatz verwendet; auf eine Differenzierung der Exporte nach Abnehmerländern oder<br />
Regionen wird im Hinblick auf die Datenproblematik, die dazu notwendige<br />
umfangreiche Erweiterung der Gleichungszahl im Modell und nicht zuletzt wegen der<br />
mit dem gewählten Schätzansatz hinreichend guten Ergebnisse verzichtet.<br />
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