PDF (411 KB) - GVSt
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1. Problemstellung und Aufbau der Untersuchung<br />
Rohstoffe stehen am Beginn einer weitverzweigten Wertschöpfungskette und sind<br />
insofern auch in Zeiten wachsender Globalisierung unabdingbare Voraussetzung für die<br />
Funktionsfähigkeit bzw. die langfristigen Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten<br />
einer Volkswirtschaft. Dies gilt nicht nur für Energierohstoffe, sondern auch für andere<br />
Rohstoffe wie Erze, Zellstoff oder Kautschuk, die in den Grundstoffbereichen der<br />
Industrie unverzichtbare Primärinputs darstellen. Diese Abhängigkeit ist hierzulande<br />
bislang wenig beachtet worden, sie wird allerdings in Zeiten steigender Rohstoffpreise<br />
bewusster wahrgenommen, wenn Kosten- und Preissteigerungen nicht nur auf die<br />
rohstoffnahen Grundstoff- und Produktionsgüter beschränkt bleiben, sondern über die<br />
Liefer- und Leistungsverflechtungen der Sektoren untereinander sich auf die gesamte<br />
Volkswirtschaft ausdehnen. Die jüngsten Preisexplosionen bei Koks und Stahl liefern<br />
dafür ein anschauliches Beispiel: Preissteigerungen auf den hochvolatilen<br />
Rohstoffmärkten sind eine der Ursachen für die erheblichen Kostensteigerungen der<br />
stahlerzeugenden und -verarbeitenden Industrie und werden sich über die<br />
Verflechtungsstruktur letztlich in der gesamten Wertschöpfungskette der Wirtschaft<br />
niederschlagen.<br />
Auch wenn die Bedeutung der Rohstoffe für die wirtschaftliche Entwicklung generell<br />
unbestritten ist und die gegenwärtige Industriestruktur in Deutschland historisch<br />
wesentlich durch spezifische rohstoffwirtschaftliche Gegebenheiten geprägt bzw. aus<br />
ihnen gewachsen ist, so bestehen im Einzelfall nur vage Vorstellungen über das<br />
sektorale und gesamtwirtschaftliche Gewicht der einzelnen Rohstoffe. Dies mag zum<br />
Teil daran liegen, dass Rohstoffe bezogen auf den gesamten mengen- oder wertmäßigen<br />
Faktoreinsatz nur eine untergeordnete Bedeutung haben, 1 zum Teil auch daran, dass<br />
Informationen über den Rohstoffeinsatz in den einzelnen Produktionsprozessen nur<br />
partiell vorliegen und vor allem nicht in die sektoralen Verflechtungszusammenhänge<br />
integriert sind. Dieses Defizit wiegt umso schwerer als Rohstoffe im Unterschied zu<br />
anderen Produktionsfaktoren zumindest kurzfristig nicht substituierbar sind, ein<br />
Versorgungsdefizit oder gar Lieferausfälle daher nahezu zwangsläufig zu<br />
entsprechenden Produktionskürzungen führen muss, die sich bis hinein in die<br />
1 So weist die Kostenstruktur-Statistik des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2002 für den<br />
gesamten Materialeinsatz einen Anteil von 39 % am Bruttoproduktionswert aus: Davon entfallen<br />
mehr als 80 % auf weiterverarbeitete Halb- und Fertigwaren, auf den eigentlichen Rohstoffeinsatz<br />
hingegen nur 20 %., so dass bezogen auf den Bruttoproduktionswert nur knapp 8 % als<br />
Rohstoffkosten bezeichnet werden können.<br />
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