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Preisschwankungen einzelner Rohstoffe liegen. So sind Schwankungen der<br />
Rohstoffpreise von bis zu 50 % nicht nur über längere Zeiträume, sondern innerhalb von<br />
Monaten eher die Regel als die Ausnahme. Eine auch auf längere Sicht ausreichende<br />
Verfügbarkeit stellt also keine Garantie auf stabile Preise dar. Im Gegenteil: Kurzfristige<br />
Angebots- oder Verbrauchsschwankungen schlagen sich in zum Teil extremen<br />
Preisausschlägen nieder. Insoweit minimieren (weltweit) ausreichende Reserven und<br />
Ressourcen zwar das Risiko mengenmäßiger Versorgungsstörungen, bieten jedoch<br />
keinen Schutz vor kurz- und mittelfristig spürbaren Preissteigerungen. Dieses Risiko<br />
könnte nur durch ausreichende heimische Rohstoffquellen verringert werden.<br />
Dass diese Preisrisiken nicht nur für die rohstoffintensiven Sektoren, sondern für die<br />
Volkswirtschaft als Ganzes zusätzliche Kosten- und Preisbelastungen bedeuten, zeigen<br />
die Simulationsrechnungen. Bereits ein Anstieg der Rohstoffpreise um 50 %, der<br />
durchaus in der Bandbreite der bisher beobachteten Entwicklung liegt, lässt die<br />
Produktionskosten insgesamt um knapp 10 Mrd. € ansteigen. Der Kostenimpuls trifft<br />
zunächst die rohstoffintensiven Grundstoffbereiche, wird jedoch über die Liefer- und<br />
Leistungsverflechtungen auf nachgelagerte Sektoren überwälzt und belastet schließlich<br />
die privaten und öffentlichen Verbraucher. Der damit verbundene<br />
Realeinkommenseffekt löst Nachfragereaktionen aus, die sich in verringerter Produktion<br />
und Beschäftigung niederschlagen. Dabei werden nicht nur die rohstoffintensiven<br />
Grundstoffbereiche, sondern vor allem die Investitionsgütersektoren getroffen.<br />
Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei einer Verdoppelung der Rohstoffpreise und<br />
einem damit in Zusammenhang stehenden Anstieg der Rohmetallpreise um 50 %, wie er<br />
gegenwärtig auf den Weltmärkten beobachtet werden kann. Als Folge dieser<br />
Preissteigerungen gehen allein im Bereich der Investitionsgüter knapp 55.000<br />
Arbeitsplätze verloren, davon in den Zulieferbereichen für den Straßenfahrzeugbau<br />
mehr als 11.000 und in den stahlverarbeitenden EBM-Waren 6.000.<br />
Eine vergleichsweise rohstoffarmes Land wie Deutschland hat kurzfristig nur sehr<br />
begrenzte Möglichkeiten, sich diesem Kosten- und Preisdruck zu entziehen. Dies gilt<br />
umso mehr, als Rohstoff- und Metallmärkte grundsätzlich Weltmärkte sind. Die Preise<br />
auf diesen Märkten bilden sich nach weltweiten Angebots- und Nachfragebedingungen<br />
und die Preisentwicklung im Inland folgt der Entwicklung auf den Weltmärkten. Der<br />
zum Teil drastische Anstieg der Stahlpreise ist daher weniger eine Folge der gestiegenen<br />
Rohstoff- und Energiekosten, sondern vor allem auf die weltweit außerordentlich<br />
dynamische Nachfrage nach Stahl und Stahlerzeugnissen zurückzuführen. Umgekehrt<br />
gilt dieser Zusammenhang selbstverständlich auch: steigende Produktionskosten im<br />
Inland können nur dann in die Produktpreise weitergewälzt werden, wenn die<br />
Weltmarktpreise diese Überwälzung zulassen. Besteht diese Möglichkeit nicht, sind<br />
steigende Produktionskosten im Inland nahezu zwangsläufig mit einer Verschlechterung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit verbunden.<br />
Mittel- und langfristig kann dieser Prozess jedoch durchaus beeinflusst werden. Dies gilt<br />
insbesondere bei solchen Rohstoffen, für die im Inland zusätzliche<br />
Verarbeitungskapazität geschaffen und damit die Wertschöpfung im Inland gebunden<br />
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