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Sächsisches Archivblatt - Archivwesen - Freistaat Sachsen

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Nachts im Archiv – Wissenschaft im Herzen<br />

der Stadt<br />

„Wissenschaft im Herzen der Stadt“ lautete<br />

das diesjährige Motto der Nacht der Wissenschaft,<br />

die Alt und Jung anlockte. Zum ersten<br />

Mal beteiligte sich bei der von der TU Bergakademie<br />

arrangierten Veranstaltung auch<br />

das zentral gelegene Bergarchiv und erhielt<br />

rege Aufmerksamkeit. Zahlreiche Neugierige<br />

nutzten die Möglichkeit, die Abteilung 5 des<br />

Sächsischen Staatsarchivs näher kennen zu<br />

lernen.<br />

In den Abendstunden des 8. Juni strömten<br />

Wissbegierige jeden Alters in die teilnehmenden<br />

Einrichtungen der Stadt. Neben dem<br />

Bergarchiv öffneten das Universitätsarchiv<br />

der TU Bergakademie Freiberg und auch das<br />

Stadt- und Bergbaumuseum seine Pforten.<br />

Den Nachtschwärmern bot das Bergarchiv<br />

nicht nur die übliche Auslage von bedeutenden<br />

und anschaulichen Abbildern von verwahrtem<br />

Archivgut, sondern auch Archivführungen. Zu<br />

jeder Stunde bis 23 Uhr geleitete Archivpersonal<br />

die Besucher durch die verschiedenen Bereiche<br />

der Einrichtung. Dabei nutzten teilweise<br />

über 70 Personen gleichzeitig das Angebot.<br />

Der geführte Archivrundgang begann in dem<br />

offenen, weitläufig gestalteten Lesesaal. Hier<br />

skizzierte Facharchivarin Claudia Thiel u. a. die<br />

Geschichte des Schlosses vor der Nutzung<br />

durch die terra mineralia und das Bergarchiv<br />

und auch den aufsehenerregenden Neuausbau<br />

des Schlosses. „In die alten Mauern wurde<br />

ein neuer Baukörper eingesetzt, so dass in<br />

den alten Mauern ein modernes, funktionales<br />

Stahl-Beton-Gebilde steht“, erläuterte die<br />

Archivarin, während die Zuhörer die Köpfe<br />

Andrang bei den stündlichen Führungen. Frau Thiel (2. v. l.) beschreibt die für den Bau<br />

verwendete „Haus in Haus“-Lösung.<br />

<strong>Sächsisches</strong> <strong>Archivblatt</strong> Heft 2-2012 | 8<br />

nach oben reckten, um den Luftraum zwischen<br />

Archivkörper und Bestandsmauerwerk<br />

anzusehen. Aufhorchen ließ außerdem die Angabe<br />

des verwendeten Baumaterials für den<br />

Schlossumbau – mit etwa 4.300 Kubikmetern<br />

Beton und 400 Tonnen Stahl wurde deutlich,<br />

dass hier besonders massiv gebaut worden ist.<br />

Im so genannten Vorordnungsraum ging der<br />

Leiter des Bergarchivs, Dr. Peter Hoheisel, auch<br />

auf die Frage ein, warum denn die „schönen<br />

alten, massiven Holzbalken“ weitgehend<br />

entfernt wurden. „Ein einzelnes Blatt Papier<br />

wiegt nicht viel, stapelt man aber viele Meter<br />

Blätter übereinander, so entsteht eine enorme<br />

Belastung. Die benötigte Deckentraglast für<br />

die Magazinräume liegt bei etwa 12,5 kN/m 2<br />

und entspricht somit dem Vielfachen der eines<br />

Wohngebäudes“, führte der Archivleiter aus.<br />

Doch nicht nur der Archivbau mit seinen<br />

omnipräsenten Bergbaubezügen sorgte für<br />

interessierte Nachfragen. Während ein kleines<br />

Mädchen sich über die „Regale ohne<br />

Zwischenräume“ wunderte (die Rollregalanlagen),<br />

erkundigten sich andere Teilnehmer<br />

zum Beispiel nach dem Thema Digitalisierung<br />

von Unterlagen. „Wie weit sind denn da die Archive?<br />

Wie viel wird denn digitalisiert?“, hakte<br />

man mit dem Hintergedanken nach, ob jetzt<br />

nicht Zeit für eine moderne, vollständig elektronische<br />

Verwahrung der Akten wäre. Dass<br />

Digi talisate ausschließlich als Benutzungsform<br />

verwendet werden und sonst immer<br />

noch das „alte“ Medium Film genutzt wird,<br />

sorgte für Erstaunen. „Aber nach derzeitigem<br />

Stand ist noch kein sichereres und langzeitig<br />

günstigeres Mittel der Wahl in Sicht, erklärte<br />

die Verfasserin. Dass aber für genuin elektronische<br />

Akten mittlerweile auch ein „Elektronisches<br />

Staatsarchiv“ existiert, verdeutlichte die<br />

Aktualität der archivischen Arbeit.<br />

Die Mitarbeiter ermöglichten eine Führung<br />

durch alle Bereiche des Archivs und seine Arbeitsgebiete<br />

– über die „kurfürstliche Treppe“<br />

in den leuchtend-grünen Verwaltungsbereich,<br />

zu den Magazinen und schließlich nach dem<br />

mehrteiligen Werkstattbereich zurück in den<br />

Benutzersaal. Denn bevor die Akte dem Heimatforscher,<br />

Student oder auch der Privatperson<br />

vorgelegt werden kann, hat sie in der<br />

Regel bereits einen langen Weg hinter sich.<br />

Dabei erlebten die Anwesenden ein modernes,<br />

funktionales und helles Archiv, das für<br />

jedermann offensteht. Vielleicht war dabei<br />

nicht jeder Teilnehmende so begeistert von<br />

der Arbeit der Archivare, wie eine Frau die mit<br />

leuchtenden Augen zur Verfasserin meinte:<br />

„Das ist ja ein Traumberuf!“. Aber dem Klischee<br />

des Archivars im stillen Kämmerchen konnte<br />

ein Bild der tatsächlichen, umfassenden Archivarbeit<br />

entgegengestellt werden. Für das<br />

Bergarchiv war die Teilnahme an der Nacht der<br />

Wissenschaften ein voller und überraschender<br />

Erfolg, der deutlich machte, dass das Archiv<br />

sehr gut in das städtische Geschehen eingebunden<br />

ist und dass ein andauerndes Interesse<br />

der Allgemeinheit über die ersten Jahre<br />

nach dem Neubau hinweg vorhanden bleibt.<br />

Christiane Helmert<br />

(Bergarchiv Freiberg)<br />

Der Archivleiter zeigt und erklärt typische Schäden an den verwahrten Unterlagen.<br />

(Fotos Christiane Helmert)

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