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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 81<br />

<strong>Eine</strong>n ersten Hinweis liefern allerdings Studien <strong>zum</strong> Spracherwerb von Kindern, die gleich-<br />

zeitig zwei Sprachen erwerben, die in bezug auf ihre morphologische und syntaktische Kom-<br />

plexität miteinander vergleichbar sind (vgl. u.a. Meisel 1990, 1994, Müller 1993). Im Rahmen<br />

dieser Studien wurden in bezug auf das Auftreten der overten Instantiierungen funktionaler<br />

Kategorien in den beiden Zielsprachen Entwicklungsdissoziationen beobachtet. Solche<br />

Befunde sprechen dafür, daß Kinder funktionale Kategorien der beiden Zielsprachen zu unter-<br />

schiedlichen Zeitpunkten in die entsprechenden Grammatiken integrieren können. Dies deutet<br />

darauf hin, daß die zeitliche Struktur des Entwicklungsverlaufs durch die Reifungshypothese<br />

allein nicht erklärt werden kann. Diese würde nämlich einen parallelen Erwerb erwarten lassen<br />

- <strong>zum</strong>indest dann, wenn die betreffenden Sprachen ähnliche morpho-syntaktische Systeme<br />

aufweisen. Welche Rolle die Struktur der Zielsprache und die Dominanzverhältnisse der<br />

beiden Inputsprachen beim bilingualen Erwerb spielen, bedarf aber noch weiterer Unter-<br />

suchungen.<br />

Trotz der diskutierten Unklarheiten über die genaue Datenlage nehmen mittlerweile auch<br />

einige Vertreter der Strukturaufbauhypothese an, daß auch in frühen Erwerbsphasen - <strong>zum</strong>in-<br />

dest gelegentlich - Äußerungen mit zielsprachlichen funktionalen Elementen, Flexionsformen<br />

oder Wortstellungsmustern zu beobachten sind (vgl. z.B. Gawlitzek-Maiwald/Tracy/Fritzen-<br />

schaft 1992, Clahsen/Penke/Parodi 1993, Hoekstra/Jordens 1994). Darüber, wie dieser<br />

Befund zu interpretieren ist, gehen die Meinungen allerdings auseinander. In Ansätzen, die auf<br />

der Hypothese der vollständigen Kompetenz beruhen, nimmt man an, daß die beobachteten<br />

zielsprachlichen Äußerungen auf zielsprachlichen Repräsentationen mit funktionalen Kategorien<br />

beruhen und so Evidenz für die syntaktische Aktivität dieser Kategorie liefern (vgl. z.B. Hyams<br />

1996). Abweichungen von der Zielsprache werden dementsprechend durch lexikalische<br />

Lücken oder externe Beschränkungen erklärt, die verhindern, daß die betreffenden funktio-<br />

nalen Kategorien stets overt realisiert werden.<br />

In Strukturaufbauansätzen versucht man hingegen aufzuzeigen, daß die auftretenden ziel-<br />

sprachlichen Äußerungen nicht repräsentativ sind und auf unanalysierten Strukturen oder auf<br />

nicht-zielsprachlichen Repräsentationen basieren (vgl. z.B. Clahsen/Penke/Parodi 1993). Um<br />

zwischen den beiden Erklärungen zu entscheiden, muß man somit feststellen, auf welchen Re-<br />

präsentationen die beobachteten Strukturen basieren und wie repräsentativ sie für den jewie-<br />

ligen sprachlichen Entwicklungsstand des untersuchten Kindes sind. Dazu untersucht man die

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