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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 80<br />

die Kinder in <strong>Untersuchung</strong>en, die auf der Short-Clause-Hypothese basieren, z.B. die von<br />

Clahsen, Penke und Parodi (1993) untersuchten Kinder (1;8 bis 2;4). Deutlich älter sind die<br />

Kinder, deren Daten die Hypothese der vollständigen Kompetenz stützen sollen: Boser et al.<br />

(1992) untersuchten Kinder im Alter von 2;1 bis 2;7 Jahren; Hyams (1994) bezieht sich auf<br />

Daten von Klima und Bellugi (1966), die von Kindern im Alter von 2;1 bis 3;0 Jahren<br />

stammen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß das chronologische Alter kein besonders guter<br />

Indikator für die sprachliche Entwicklung ist (vgl. z.B. Brown 1973). Allerdings zeigen sich<br />

auch bei MLU-Werten, sofern sie überhaupt angegeben werden, deutliche Unterschiede. So<br />

liegt z.B. der MLU (in Worten) für die Daten von Clahsen, Penke und Parodi (1993) stets<br />

unter 1,75; Andreas, dessen Daten Poeppel und Wexler (1993) zur Unterstützung der<br />

Hypothese der vollständigen Kompetenz heranziehen, hat hingegen einen MLU-Wert von 2,4<br />

(nach den Kriterien von Clahsen/Penke/Parodi 1993). Es besteht somit die Möglichkeit, daß<br />

die Unterschiede zwischen den Befunden der einzelnen Studien z.T. darauf beruhen, daß man<br />

Kinder aus unterschiedlichen Phasen der Sprachentwicklung miteinander vergleicht. Ohne eine<br />

klare, wohlmotivierte Vergleichsbasis oder <strong>zum</strong>indest den Bezug auf Standardkriterien wie den<br />

MLU bleibt die Aussagekraft von Studien zur Grammatik der "frühen Phase" somit einge-<br />

schränkt.<br />

Darüber hinaus scheint die Wahl der untersuchten Sprache einen nicht unerheblichen<br />

Einfluß auf die empirischen Befunde zu haben: In <strong>Untersuchung</strong>en <strong>zum</strong> Erwerb von Sprachen<br />

mit reichem Flexionssystem findet sich in frühen Erwerbsphasen eher Evidenz für funktionale<br />

Kategorien als in Sprachen mit weniger reichem Flexionssystem (vgl. Hyams 1994). Dies<br />

könnte darauf zurückzuführen sein, daß Kinder funktionale Kategorien in stark flektierenden<br />

Sprachen leichter und früher erwerben - was gegen eine Steuerung der Verfügbarkeit von<br />

funktionalen Kategorien durch Reifungsprozesse spräche. Es könnte aber auch sein, daß<br />

Spracherwerbsforscher leichter Evidenz für die entsprechenden Kategorien finden, da mehr<br />

Kontexte für overte Markierungen vorliegen. Um zwischen diesen alternativen Erklärungen zu<br />

entscheiden, wären sprachvergleichende Studien zur Phase der ersten Wortkombinationen<br />

erforderlich, die anhand eines unabhängigen Kriteriums für den generellen Stand der Sprach-<br />

entwicklung verglichen werden können und eine ausreichende Anzahl obligatorischer Kontexte<br />

für overte Realisierungen funktionaler Kategorien liefern. Solche <strong>Untersuchung</strong>en liegen bislang<br />

nicht vor.

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