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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 79<br />

In Ansätzen, die die Hypothese des Strukturaufbaus mit der Kontinuitätshypothese und der<br />

Hypothese des Lexikalischen Lernens verbinden (vgl. (iv) in Tab.I-2), geht man hingegen<br />

davon aus, daß das Inventar potentieller funktionaler Kategorien zwar von Anfang an verfüg-<br />

bar ist; die einzelnen funktionalen Projektionen müssen diesen Ansätzen zufolge aber erst noch<br />

instantiiert werden (Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Meisel/Müller 1992, Gawlitzek-<br />

Maiwald/Tracy/Fritzenschaft 1992). Dies geschieht durch den Erwerb der entsprechenden<br />

lexikalischen bzw. morphologischen Elemente und ihrer Eigenschaften.<br />

Dabei argumentieren z.B. Roeper und deVilliers (1992) sowie Hoekstra und Jordens<br />

(1994) dafür, daß der Erwerb von funktionalen Elementen eine Rekategorisierung erfordert.<br />

Ihrer Auffassung nach behandeln Kinder sämtliche funktionalen Elemente anfänglich wie<br />

Adjunkte. Bestimmte semantische Funktionen - z.B. die Negation - können in der Erwach-<br />

senensprache nämlich sowohl durch funktionale Köpfe (wie den Negator nicht) als auch<br />

durch Adjunkte (wie das Adverb nie) realisiert werden. Die Identifizierung eines Elements mit<br />

einer spezifischen semantischen Funktion kann demnach nicht automatisch die Kategorisierung<br />

als funktionaler Kopf auslösen. Vielmehr sollten Kinder zunächst die unmarkierte Adjunktions-<br />

option wählen und diese Standardanalyse erst aufgrund klarer positiver Evidenz aufgeben.<br />

6.3 Empirische <strong>Untersuchung</strong>en zur Kontinuitätsfrage<br />

Die vier diskutierten Positionen zur Kontinuitätsfrage wurden mittlerweile in einer Reihe von<br />

empirischen <strong>Untersuchung</strong>en überprüft (vgl. u.a. Meisel 1992, Hoekstra/Schwarz 1994, Lust/<br />

Suner/Whitman 1994, Clahsen 1996, Friedemann/Rizzi 2000). Diese haben bislang nicht zu<br />

einer klaren Entscheidung zwischen den Ansätzen geführt. Erstens besteht Uneinigkeit über die<br />

Datenlage, zweitens ist die Interpretation der erzielten empirischen Befunde umstritten, und<br />

drittens sind einige der diskutierten Ansätze nur schwer zu falsifizieren.<br />

Die Uneinigkeit über die Datenlage resultiert v.a. daraus, daß zwar viel über die Aktivität<br />

von funktionalen Kategorien in der "frühesten Phase der Grammatikentwicklung" debattiert<br />

wird, es aber bislang noch keine einheitlichen und verbindlichen Kriterien für die Definition<br />

dieser Phase gibt (vgl. Atkinson 1996). Auffällig ist jedoch, daß die Kinder, deren Daten Evi-<br />

denz für eine präfunktionale Phase liefern sollen, meistens sehr jung sind. So untersuchte z.B.<br />

Radford (1990) Kinder im Alter von 1;8 bis 2;0 Jahren. Geringfügig älter sind im allgemeinen

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