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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 78<br />

Je nachdem, mit welcher Hypothese <strong>zum</strong> Kategorieninventar die Reifungs- bzw. Kontinuitäts-<br />

hypothese verbunden wird, werden die postulierten Reifungs- bzw. Lernprozesse dabei in<br />

unterschiedlichen Bereichen der sprachlichen Entwicklung angesiedelt: Bei Ansätzen, die auf<br />

der Hypothese des Strukturaufbaus beruhen, beziehen sich diese Prozesse auf das Kate-<br />

gorieninventar, bei Ansätzen, die von der frühen syntaktischen Aktivität sämtlicher funktionaler<br />

Kategorien ausgehen, betreffen sie hingegen periphere Aspekte der sprachlichen Entwicklung.<br />

Für eine Verbindung der Reifungshypothese mit der Hypothese der vollständigen<br />

Kompetenz (vgl. (i) in Tab.I-2) argumentiert z.B. Rizzi (1993, 1994a, b, 1998, 2000). 23 Rizzi<br />

und seine Mitarbeiter gehen davon aus, daß Kinder bereits zu Beginn der Zwei-Wort-Phase<br />

über zielsprachliche Phrasenstrukturrepräsentationen verfügen. Die für Erwachsenengrammati-<br />

ken geltende Beschränkung, daß alle Sätze CPs sein müssen, reift ihrer Auffassung nach erst<br />

im dritten Lebensjahr heran. Vorher können Kinder auch Teile der zielsprachlichen Repräsen-<br />

tationen - z.B. VPs oder IPs - als vollständige Sätze verwenden.<br />

Im Gegensatz zu Rizzi argumentieren z.B. Radford (1990, 1992) und Ouhalla (1991) für<br />

eine Verbindung der Reifungshypothese mit der Hypothese des Strukturaufbaus (vgl. auch<br />

Lebeaux 1988, Guilfoyle/Noonan 1992, Platzack 1990, Tsimpli 1992 sowie (ii) in Tab.I-2).<br />

Ihnen zufolge bilden funktionale Kategorien ein eigenständiges Grammatikmodul. Dieses<br />

werde erst im dritten Lebensjahr durch Reifungsprozesse verfügbar und ermögliche so die<br />

Analyse der entsprechenden Inputelemente und die Identifikation von Instanzen funktionaler<br />

Kategorien.<br />

Lust und ihre Kollegen argumentieren hingegen für eine Kombination der Kontinuitätshypo-<br />

these mit der Hypothese der vollständigen Kompetenz (vgl. z.B. Boser et al. 1991, Whitman/<br />

Lee/Lust 1991, Lust 1994, Whitman 1994, Boser 1997 sowie (iii) in Tab.I-2). Ihrer Auf-<br />

fassung nach sind die Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenensprache nicht reifungs-<br />

bedingt - und sie betreffen auch nicht das Inventar verfügbarer funktionaler Kategorien. Viel-<br />

mehr seien in frühen Erwerbsphasen lediglich noch nicht die verschiedenen overten morpho-<br />

logischen und lexikalischen Elemente gelernt worden, die in der Zielsprache die einzelnen<br />

funktionalen Projektionen besetzen.<br />

23 Dieser Ansatz wird u.a. auch in den Arbeiten von Haegeman (1996a, b, 2000), Hamann/Rizzi/Frauenfelder<br />

(1996), Friedemann (2000) sowie Rasetti (2000) vertreten; zur Kritik an diesem Ansatz vgl. u.a.<br />

Clahsen/Eisenbeiß/Penke (1996), Clahsen/Kursawe/Penke (1996).

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