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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 76<br />

finden sich aber auch Äußerungen mit einem nicht-finiten Verb in der Endposition eines nicht-<br />

eingebetteten Satzes, sog. root-infinitives ((28b); vgl. z.B. Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996:<br />

139f.):<br />

(28) (a) ich hab hier reintecken tasche (Annelie 2;6)<br />

(b) mone auch lump ausziehen (Simone 1;11)<br />

Diese widersprüchlichen Befunde haben eine Debatte über die Kontinuität des Kategorien-<br />

inventars ausgelöst (vgl. u.a. Meisel 1992, Hoekstra/Schwarz 1994, Lust/Suner/Whitman<br />

1994, Clahsen 1996, Friedemann/Rizzi 2000): Der Hypothese der vollständigen Kompe-<br />

tenz (full-competence hypothesis) 20 zufolge sind alle funktionalen Kategorien von Anfang an<br />

verfügbar, und die beobachteten Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenensprache<br />

sind allein auf externe Beschränkungen zurückzuführen. Demnach können Kinder bereits zu<br />

Beginn der syntaktischen Entwicklung vollständige CP- und DP-Strukturen produzieren.<br />

Vertreter der Hypothese des Strukturaufbaus (structure-building hypothesis) gehen hin-<br />

gegen von der Diskontinuität des Kategorieninventars im Spracherwerb aus. Dabei ist der<br />

Short-Clause-Hypothese zufolge das Kategorieninventar in frühen Erwerbsphasen reduziert,<br />

beinhaltet allerdings bereits eine funktionale Kategorie auf der Satzebene - nämlich die IP (vgl.<br />

u.a. Gawlitzek-Maiwald/Tracy/Fritzenschaft 1992, Meisel/Müller 1992, Penner 1992). 21 Der<br />

Small-Clause-Hypothese zufolge durchlaufen Kinder hingegen eine Phase ganz ohne funk-<br />

tionale Kategorien, d.h. eine präfunktionale Phase (Radford 1988, 1990, 1995). 22 Viele Ver-<br />

treter dieses Ansatzes beschränken sich auf den Nachweis einer solchen Phase und gehen<br />

nicht auf die Frage nach Erwerbsreihenfolgen zwischen funktionalen Kategorien ein. Einige<br />

nehmen einen gleichzeitigen Erwerb aller funktionalen Kategorien an (u.a. Radford 1988,<br />

1990, Lebeaux 1988); andere hingegen einen schrittweisen Erwerbsprozeß (Vainikka 1993,<br />

20 Vgl. Weissenborn (1990), Weissenborn/Verrips (1989), Boser et al. (1991, 1992), Whitman/Lee/Lust<br />

(1991), Demuth (1992, 1994), Verrips/Weissenborn (1992), Deprez/Pierce (1993), Rizzi (1993, 1994a, b,<br />

1998, 2000), Lust (1994), Penner (1994), Whitman (1994), Penner/Weissenborn (1996), Bohnacker<br />

(1997).<br />

21 <strong>Eine</strong> Variante der Short-Clause-Hypothese wird auch von Clahsen (1990), Clahsen und Penke<br />

(1992), Clahsen, Penke und Parodi (1993), Clahsen, Eisenbeiß und Penke (1996) sowie Penke (1999)<br />

vertreten. Die in diesen <strong>Untersuchung</strong>en angenommene funktionale Kategorie entspricht allerdings<br />

nicht der zielsprachlichen IP, da sie noch keine Kongruenzmerkmale enthält, sondern lediglich für<br />

Finitheit spezifiziert ist.<br />

22 Die Small-Clause-Hypothese wird auch in Guilfoyle und Noonan (1992), Lebeaux (1988), Platzack<br />

(1990, 1992), Parodi (1990a, 1998), Tsimpli (1991), Ouhalla (1991) und Jordens (2002) vertreten.

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