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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Beschränkungen für die linguistische und psycholinguistische Theoriebildung 75<br />

6.2 Die Kontinuitätsdebatte<br />

Die Auseinandersetzung mit der Hypothese der Funktionalen Parametrisierung führte zu einer<br />

Verschiebung in der Diskussion um den Status der frühen Kindersprache. Angesichts der dis-<br />

kutierten empirischen Evidenz für die frühe Verfügbarkeit von UG-Prinzipien (vgl. Crain 1991,<br />

2002) vertritt man in vielen Ansätzen der linguistisch orientierten Spracherwerbsforschung<br />

mittlerweile die Auffassung, daß selbst frühe Zwei-Wort-Äußerungen durch formale Gesetz-<br />

mäßigkeiten und syntaktische Kategorisierungen charakterisiert sind und nicht auf rein seman-<br />

tischen Kategorien und Prinzipien basieren (vgl. z.B. die Beiträge in Hoekstra/Schwarz 1994,<br />

Lust/Suner/Whitman 1994, Clahsen 1996, Friedemann/Rizzi 2000). Angesichts des Sonder-<br />

status funktionaler Kategorien und der zahlreichen Auslassungen funktionaler Elemente in<br />

frühen Erwerbsphasen wird jedoch überlegt, ob es eine präfunktionale Phase gibt, in der funk-<br />

tionale Kategorien nicht syntaktisch aktiv und die entsprechenden Parameter noch nicht fixiert<br />

sind. 19 D.h., man geht allgemein von der Kontinuität in bezug auf formale Universalien aus und<br />

konzentriert sich auf die Kontinuität bzw. Diskontinuität von substantiellen Universalien und<br />

syntaktischen Repräsentationen.<br />

Um herauszufinden, ob eine präfunktionale Phase existiert, kann man - ähnlich wie in gram-<br />

matiktheoretischen Arbeiten - nach morphologischen, lexikalischen und syntaktischen Effekten<br />

funktionaler Kategorien suchen. So untersucht man z.B. in den Arbeiten, die in den einschlägi-<br />

gen Sammelbänden von Meisel (1992), Hoekstra und Schwarz (1994), Lust, Suner und<br />

Whitman (1994) sowie Clahsen (1996) erschienen sind, die Verwendung von Flexiven, Auxi-<br />

liaren, Determinierern, Komplementierern und das Auftreten von Topikalisierungs- und Verb-<br />

bewegungsprozessen in der frühen Zwei-Wort-Phase. Diese <strong>Untersuchung</strong>en haben wider-<br />

sprüchliche Ergebnisse erbracht: <strong>Eine</strong>rseits sind bereits in frühen Erwerbsphasen funktionale<br />

Elemente zu beobachten; andererseits ist die Realisierung funktionaler Kategorien über einen<br />

relativ langen Zeitraum hinweg optional. So treten z.B. in frühen Phasen des Erwerbs von<br />

V2-Sprachen bereits Hauptsätze mit finiten Verben in zweiter Position (28a) auf, daneben<br />

19 Zur Diskussion vgl. Rothweiler (1990), Meisel (1992, 1994), Hoekstra/Schwarz (1994), Lust/Suner/<br />

Whitman (1994), Clahsen (1996).<br />

Spracherwerbsstudien und -ansätze, bei denen nicht die funktionalen Kategorien DP, IP und CP,<br />

sondern deren grammatische Merkmale im Mittelpunkt stehen, werden nicht in diesem Kapitel vorgestellt,<br />

sondern in Kapitel I.7.2, wo auch das Konzept der Unterspezifikation dis kutiert wird.

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