25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein gemeinsames Forschungsprogramm für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung 64<br />

Englischen früher auf als von Borer und Wexler angenommen (Bowerman 1990, Budwig<br />

1990); <strong>zum</strong> anderen werden sie häufiger produziert, wenn der Input in Experimentsituationen<br />

mehr Passive enthält (Baker/Nelson 1984, Crain/Thornton/Murasagi 1987, Pinker/Lebeaux/<br />

Frost 1987). Darüber hinaus werden Passivkonstruktionen in nicht-indoeuropäischen Spra-<br />

chen, in denen diese Strukturen relativ häufig vorkommen, bereits mit zwei bis drei Jahren er-<br />

worben (Suzman 1985, Pye/Poz 1988, Demuth 1989, 1990, Allen 1994, Allen/Crago 1993,<br />

1996). Aber auch in Sprachen wie dem Deutschen, die eng mit dem Englischen verwandt sind,<br />

treten verbale Passive relativ früh auf (Eisenbeiß 1994c, Fritzenschaft 1994). Angesichts<br />

dieser Evidenz für die frühe Beherrschung von Strukturen, die A-Ketten involvieren, könnte<br />

man einfach postulieren, daß die Fähigkeit, A-Ketten zu bilden, früher reift als ursprünglich<br />

angenommen. Aber dann erklärt die schwache Reifungshypothese nicht mehr das, was sie<br />

ursprünglich erklären sollte: das relativ späte Auftreten von verbalen Passiven im Englischen.<br />

ad (ii) Die Kontinuitätshypothese<br />

Bei Ansätzen, die auf der Kontinuitätshypothese basieren, sind drei Hauptvarianten zu<br />

unterscheiden. Weissenborn (1992) nimmt an, daß Kinder bereits zu Beginn der Zwei-Wort-<br />

Phase sämtliche Parameter auf ihre zielsprachlichen Werte festgelegt, aber noch nicht alle<br />

pragmatischen Beschränkungen der Zielsprache erworben haben. So wissen z.B. Kinder, die<br />

Deutsch als Muttersprache erwerben, Weissenborn zufolge bereits sehr früh, daß das Deut-<br />

sche keine [+pro-drop]-Sprache ist; sie kennen die pragmatischen Beschränkungen für die<br />

Distribution leerer Subjekte jedoch noch nicht. Daher lassen sie auch in solchen Kontexten<br />

Subjekte aus, in denen das Deutsche keine optionalen Subjekte erlaubt.<br />

Vertreter der Unique-Trigger-Hypothese gehen hingegen davon aus, daß nicht alle Para-<br />

meter direkt fixiert werden können. Darüber hinaus nehmen sie an, daß die zeitliche Struktur<br />

des Entwicklungsverlaufs durch eine intrinsische Parameterordnung determiniert ist (vgl.<br />

Nishigauchi/Roeper 1987, Roeper/Weissenborn 1990, Roeper/deVilliers 1992). Den Aus-<br />

gangspunkt für diese Annahme bildet die Widersprüchlichkeit der Inputdaten. So erhalten<br />

deutsche Kinder widersprüchlichen Input für die Fixierung des pro-drop-Parameters:<br />

Subjekte können ausgelassen werden, wenn sie im Vorfeld stehen (topic-drop; vgl. (17)), in<br />

anderen Kontexten sind Subjektauslassungen hingegen unzulässig (vgl. (18)):

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!