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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Ein gemeinsames Forschungsprogramm für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung 63<br />

Darüber hinaus haben die diskutierten prinzipienorientierten Spracherwerbsstudien meiner<br />

Auffassung nach überzeugende Evidenz für die frühe Verfügbarkeit von UG-Prinzipien<br />

erbracht (vgl. u.a. Crain 1991, 2002, Crain/Thornton 1998, Crain/Lillo-Martin 1999). Die<br />

Vorstellung, daß formale Prinzipien erst durch Reifungsprozesse verfügbar werden, spielt<br />

dementsprechend in der aktuellen Theoriediskussion nur noch eine untergeordnete Rolle (vgl.<br />

allerdings Atkinson 1996). Weiterentwicklungen der schwachen Reifungshypothese (UG-<br />

constrained maturation; Borer/Wexler 1987, 1992, Babyonyshev et al. 2001) werden hin-<br />

gegen auch weiterhin intensiv diskutiert (für einen Überblick vgl. Wexler 1999, 2002). Die<br />

schwache Reifungshypothese besagt, daß nicht die UG-Prinzipien selbst der Reifung unter-<br />

liegen, sondern lediglich externe Beschränkungen für die Realisierung von UG-Optionen.<br />

Borer und Wexler (1987, 1992) zufolge heben die postulierten Reifungsprozesse bestimmte<br />

externe Beschränkungen auf, die für frühe Entwicklungsphasen zusätzlich zu den UG-Prinzi-<br />

pien gelten. Alle Übergangsgrammatiken fallen somit in den Bereich der UG, unterliegen aller-<br />

dings darüber hinaus noch zusätzlichen Beschränkungen. So reift Borer und Wexler zufolge die<br />

Fähigkeit, Argumentketten zu bilden, d.h. eine bestimmte Θ-Rolle mit mehr als einer syntak-<br />

tischen Position in Verbindung zu setzen, erst relativ spät heran (vgl. auch Babyonyshev et al.<br />

2001). Die Erzeugung verbaler Passive erfordert im Englischen die Bildung einer Argument-<br />

kette zwischen dem Subjekt und seiner Spur in Objektposition (vgl. (16a)). Solche Strukturen<br />

sollten Borer und Wexler zufolge daher erst produziert und verstanden werden können, wenn<br />

die Fähigkeit, Argumentketten zu bilden, gereift ist. Adjektivische Passive involvieren hingegen<br />

keine Argumentketten (vgl. (16b)). Dementsprechend sollten auch jüngere Kinder adjekti-<br />

vische Passive verstehen und produzieren können.<br />

(16) (a) The vasei is being broken ti by the man.<br />

(b) The vase is broken.<br />

Sobald die Fähigkeit heranreift, Argumentketten zu bilden, können Sätze, die das Kind zuvor<br />

nicht analysieren konnte, Borer und Wexler zufolge als Evidenz für die Notwendigkeit der<br />

Restrukturierung der Grammatik verwendet werden.<br />

Die der schwachen Reifungshypothese zugrundeliegende Annahme, daß Kinder in frühen<br />

Phasen der Grammatikentwicklung keine verbalen Passive mit Argumentketten bilden können,<br />

ist allerdings problematisch (vgl. u.a. Allen/Crago 1996). Zum einen treten Passivstrukturen im

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