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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Ein gemeinsames Forschungsprogramm für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung 62<br />

5.2.2 Das Entwicklungsproblem<br />

Das Entwicklungsproblem ergibt sich - anders als das Ordnungsproblem - gerade aus der<br />

Restriktivität der PPT: Wenn der Hypothesenraum von Kindern wirklich so eingeschränkt ist,<br />

wie in der PPT angenommen wird, ist unklar, warum die sprachliche Entwicklung sich nicht<br />

schneller vollzieht, als sie es tatsächlich tut. Die PPT selbst liefert keine Theorie zur Lösung<br />

dieses Problems. Daher wurden in der Spracherwerbsforschung eigene Lösungsansätze ent-<br />

wickelt, die entweder auf der Reifungs- oder auf der Kontinuitätshypothese basieren: 15<br />

(i) Der Reifungshypothese zufolge unterliegt der Lernmechanismus selbst Veränderungen,<br />

die durch neuronale Reifungsprozesse bedingt sind und den Erwerbsverlauf steuern.<br />

(ii) Der Kontinuitätshypothese zufolge stehen die Prinzipien und Parameter der UG dem<br />

Kind von Anfang an in vollem Umfang zur Verfügung. Daß der Spracherwerb dennoch<br />

so langsam verläuft, wird auf Prozesse zurückgeführt, die die Wahrnehmung oder Analysierbarkeit<br />

von Auslöserdaten und den Aufbau des Lexikons betreffen.<br />

ad (i) Die Reifungshypothese<br />

Der starken Reifungshypothese (maturation of UG; Felix 1987, 1992) zufolge sind die<br />

Prinzipien der UG nicht von Anfang an wirksam, sondern werden erst im Verlauf der sprach-<br />

lichen Entwicklung nach einem angeborenen Reifungsplan aktiv. Daher können frühe Gramma-<br />

tiken die UG verletzen. So unterliegen Felix (1992) zufolge die ersten Grammatiken von<br />

Kindern nicht der X-bar- und der Kasustheorie. Dementsprechend sollten Wortstellung und<br />

Argumentrealisierung in dieser Phase völlig unrestringiert sein. Gegen diese Annahme sprechen<br />

allerdings empirische Befunde. So liefern z.B. Daten aus der deutschen Kindersprache Evidenz<br />

für das frühe Erkennen der zugrundeliegenden Objekt-Verb-Stellung und die frühe Unter-<br />

scheidung zwischen einer satzfinalen Verbposition und einer Position für finite Verben (vgl. u.a.<br />

Roeper 1973a, b, Clahsen 1982, 1990, Clahsen/Penke/Parodi 1993, Poeppel/Wexler 1993,<br />

Penner/Schönenberger/Weissenborn 1994, Wexler 1994, 1998, 2002, Clahsen/Eisenbeiß/<br />

Penke 1996, Schönenberger/Penner/Weissenborn 1997). D.h., bereits in der frühen Zwei-<br />

Wort-Phase weist die Kindersprache mehr syntaktische Strukturierung auf als von Felix<br />

angenommen.<br />

15 Vgl. die Diskussion in Verrips (1990), Meisel (1992), Schmidt (1992), Weissenborn/Goodluck/Roeper<br />

(1992), Lust/Suner/Whitman (1994), Clahsen (1996).

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