25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein gemeinsames Forschungsprogramm für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung 60<br />

Die Diskussion um eine mögliche Ordnung von Parameterwerten stand in einem engen<br />

Zusammenhang mit dem logischen Problem. Wie ich in der Diskussion zu diesem Problem<br />

erläutert habe, muß sichergestellt werden, daß Kinder im Verlauf des Spracherwerbs zunächst<br />

die restriktivste mit den Daten kompatible Hypothese wählen - und keine allzu generellen<br />

Hypothesen aufstellen, die nur auf der Basis von negativer Evidenz zurückgewiesen werden<br />

könnten. Zur Lösung dieses Problems wurde postuliert, daß <strong>zum</strong> Lernmechanismus das sog.<br />

Teilmengenprinzip (subset principle) gehört (Berwick 1985, Manzini/Wexler 1987, Wexler/<br />

Manzini 1987). Dieses Prinzip besagt, daß Kinder denjenigen Parameterwert als Ausgangs-<br />

wert annehmen, der die kleinste mit den Inputdaten kompatible Sprache generiert. So müßten<br />

Kinder z.B. bei allen syntaktischen Prozessen, für die sie Evidenz finden, davon ausgehen, daß<br />

sie obligatorisch sind. <strong>Eine</strong> Grammatik Gobl, in der ein Prozeß P obligatorisch ist, erzeugt näm-<br />

lich nur Strukturen, in denen P stattgefunden hat. <strong>Eine</strong> Grammatik Gopt, in der P optional ist,<br />

generiert darüber hinaus noch Strukturen, in denen P nicht stattgefunden hat. Gobl erlaubt somit<br />

nur eine Teilmenge der Strukturen, die Gopt hervorbringen kann. Die restriktive Ausgangs-<br />

annahme, daß P obligatorisch ist, kann durch positive Evidenz revidiert werden, nämlich durch<br />

Strukturen, in denen P nicht angewendet wird (vgl. Berwick 1985).<br />

Damit das Teilmengenprinzip Anwendung finden kann, muß die Teilmengenbedingung<br />

erfüllt sein: Die Parameterwerte müssen Sprachen ergeben, die in echten Teilmengen-<br />

beziehungen zueinander stehen (Wexler/Manzini 1987:60). Darüber hinaus muß sichergestellt<br />

werden, daß die Wahl des restriktiveren Parameterwerts für einen bestimmten Parameter<br />

unabhängig von den anderen Parametern und ihren Werten erfolgen kann. D.h., es bestehen<br />

zwar Interaktionen zwischen Parameterwerten - aus diesen ergeben sich ja gerade die spezi-<br />

fischen Eigenschaften der Einzelsprachen; die Berechnung von Teilmengenrelationen muß aber<br />

ohne Berücksichtigung von Parameterinteraktionen möglich sein.<br />

Das Teilmengenprinzip wird zwar in vielen <strong>Untersuchung</strong>en explizit angenommen oder<br />

implizit vorausgesetzt, ist aber sehr umstritten. Erstens ist es nicht zwingend notwendig, einen<br />

Mechanismus zur Berechnung des unmarkierten Werts anzunehmen; der unmarkierte Wert<br />

könnte auch für jeden Parameter individuell festgelegt sein (vgl. White 1989). Zweitens ist das<br />

Teilmengenprinzip nicht mit der Beobachtung vereinbar, daß frühe Grammatiken durch die<br />

Optionalität von syntaktischen Bewegungsprozessen und Konstituenten charakterisiert sind,<br />

die in der Zielsprache obligatorisch sind. Drittens ist gerade bei den meistdiskutierten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!