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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Ein gemeinsames Forschungsprogramm für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung 58<br />

Abb.I-4: Das Spracherwerbsmodell der PPT (Chomsky 1981)<br />

primäre<br />

sprachliche<br />

Daten<br />

�<br />

UG =<br />

Prinzipien +<br />

unfixierte Parameter<br />

Spracherwerbsmechanismus<br />

�<br />

G i =<br />

zielsprachliche<br />

Kerngrammatik<br />

Prinzipien +<br />

fixierte Parameter<br />

Das Spracherwerbsmodell der PPT ließ ein Forschungsprogramm für die Erwerbsforschung<br />

entstehen, das starke Parallelen zu dem der theoretischen Linguistik aufweist. In der ersten,<br />

prinzipienorientierten Forschungsrichtung untersucht man, ob die postulierten UG-Prinzipien<br />

von Anfang an den Hypothesenraum von Kindern beschränken (vgl. den Überblick in Crain<br />

1991, 2002). So wurde z.B. in verschiedenen Erwerbsstudien untersucht, ob Kinder das<br />

Prinzip der Strukturabhängigkeit verletzen. Dieses Prinzip besagt, daß grammatische Prozesse<br />

sich stets auf strukturelle Einheiten wie "Kopf" oder "Phrase" beziehen - und nicht auf seman-<br />

tische Einheiten oder auf lineare Positionen in einer Kette von Worten (Chomsky 1971).<br />

Dabei konnte gezeigt werden, daß bereits dreijährige Kinder das Prinzip der Struktur-<br />

abhängigkeit bei der Bildung von Fragesätzen berücksichtigen (Crain/Nakayama 1987). So<br />

stellen sie z.B. bei der Umformung von Sätzen wie The man who is running is bald nicht<br />

einfach das erste Auxiliar nach vorne (Is the man who _ running is bald?), sondern berück-<br />

sichtigen die syntaktische Struktur des Satzes (Is the man who is running _ bald?). Dies<br />

spricht dafür, daß Kinder spätestens dann über UG-Prinzipien verfügen, sobald sie Strukturen<br />

produzieren, die es erlauben, die Rolle dieser Prinzipien zu untersuchen. 14 Dies unterstützt die<br />

Annahme, daß die Kindersprache von Anfang an denselben formalen Prinzipien unterliegt wie<br />

die Erwachsenensprache.<br />

In der zweiten, parameterorientierten Forschungsrichtung versucht man, mit Parametern<br />

Entwicklungskorrelationen zwischen oberflächlich unverbundenen Phänomenen (Cluster-<br />

14 Zu anderen Prinzipien vgl. u.a. Matthei (1981), Otsu (1981), Solan (1983), Lust (1986), Crain (1991),<br />

Crain/Fodor (1993), Crain/Thornton (1998), Thornton/Crain (1994), Thornton (1996) und Crain/Lillo-<br />

Martin (1999).

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