25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ein gemeinsames Forschungsprogramm für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung 54<br />

der Grammatik. Damit erfüllt die PPT die in Kapitel I.4.4 diskutierten zentralen lernbarkeits-<br />

theoretischen Anforderungen an ein Grammatikmodell.<br />

Daß natürliche Sprachen trotz der begrenzten Anzahl von Parametern starke Variation<br />

zeigen, hat der PPT zufolge zwei Gründe: Erstens bestehen Grammatiken nicht nur aus der<br />

Kerngrammatik, sondern auch aus einem Lexikon und der sog. Peripherie, d.h. aus einzel-<br />

sprachlichen Regeln und Ausnahmen, die sich nicht direkt aus der UG ergeben, sondern<br />

einzeln gelernt werden müssen. So wird z.B. die Regel, daß Akkusativ bei Passivierung zu<br />

Nominativ wird (vgl. (11)), zur Kerngrammatik des Deutschen gerechnet; die Tatsache, daß<br />

im Deutschen einige Verben ein Dativobjekt statt eines Akkusativobjekts haben (vgl. (12)),<br />

gehört hingegen zur Peripherie.<br />

(11) (a) Der Hahn frißt den Wurm.<br />

(b) Der Wurm wird gefressen.<br />

(12) Der Hahn rennt dem Wurm nach.<br />

Zweitens ist unsere Grammatik(erwerbs)fähigkeit Chomskys Auffassung nach nicht nur selbst<br />

ein Modul unserer Kognition, d.h. ein eigenständiges System mit spezifischen Gesetzen,<br />

sondern auch intern modular aufgebaut. Sie besteht aus einer kleinen Anzahl einfacher, mit-<br />

einander interagierender Subsysteme. Daher hat die Festlegung eines Parameters Auswirkun-<br />

gen auf andere Teile der Grammatik, so daß auch Sprachen, die sich nur in wenigen Para-<br />

metern unterscheiden, ein sehr unterschiedliches Bild bieten können. Zu den Subsystemen<br />

unseres grammatischen Wissens gehören Chomsky (1981:5) zufolge das Lexikon, die Syntax,<br />

die einerseits die kategoriale Komponente und andererseits die Transformationskomponente<br />

umfaßt, die Phonetische Form (PF) und die Logische Form (LF).<br />

Die kategoriale Komponente erzeugt X-bar-konforme Phrasenstrukturen, in die Elemente<br />

des Lexikons eingesetzt werden. Hierdurch entsteht die D-Struktur, auf der die thematischen<br />

Beziehungen zwischen dem Kopf und den übrigen Konstituenten strukturell repräsentiert sind:<br />

So ist in (13) der Hahn das AGENS der Handlung, die das Verb töten beschreibt, und der<br />

Wurm ist das PATIENS dieser Handlung. Es liegen somit zwei thematische Rollen (Θ-Rollen)<br />

vor.<br />

(13) Der Hahn tötet den Wurm.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!