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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Ein gemeinsames Forschungsprogramm für Grammatiktheorie und Erwerbsforschung 53<br />

Tab.I-1: Eigenschaften von [+pro-drop]- und [-pro-drop]-Sprachen 13<br />

Italienisch [+pro-drop] Englisch [-pro-drop]<br />

Subjekte können ausgelassen werden:<br />

Giovanni canta/canta<br />

Subjekte können nach dem Verb auftreten:<br />

canta Giovanni<br />

Subjekte können aus indirekten Fragesätzen<br />

herausbewegt werden:<br />

l´uomo che mi domando chi abbia visto<br />

Expletiva sind nicht erforderlich:<br />

sembrano arrivare due persone<br />

Das Subjekt darf aus eingebetteten finiten<br />

Sätzen herausbewegt werden:<br />

chii credi che ti venga<br />

Subjekte können nicht ausgelassen werden:<br />

John sings/*sings<br />

Subjekte können nicht nach dem Verb auftreten:<br />

*sings John<br />

Subjekte können nicht aus indirekten Fragesätzen<br />

herausbewegt werden:<br />

*the man that I wonder whom saw<br />

Expletiva sind erforderlich:<br />

*seem to arrive two people<br />

Das Subjekt darf nicht aus eingebetteten finiten<br />

Sätzen herausbewegt werden:<br />

*who i do you believe that t i will come<br />

Die Clusterbildung wird in der PPT durch die Annahme unterschiedlicher Parameterwerte<br />

erklärt: [+pro-drop] für das Italienische, [-pro-drop] für das Englische. Die einzelnen Eigen-<br />

schaften müssen nicht separat gelernt werden. Es genügt, den pro-drop-Parameter zu fixieren,<br />

d.h. auf den zielsprachlichen Wert festzulegen. Dies geschieht auf der Basis von sog.<br />

Auslöserdaten (trigger), primären sprachlichen Daten der Zielsprache, die nur mit einem Para-<br />

meterwert vereinbar sind (vgl. Rizzi 1982, Hyams 1986, Gibson/Wexler 1994:407). Da die<br />

Auslöserdaten die Grundlage für die Parameterfixierung bilden, darf die Auswertung dieser<br />

Daten nicht bereits eine strukturelle Analyse der Zielsprache voraussetzen. Daher kommen als<br />

Grundbegriffe für eine erklärungsadäquate Grammatiktheorie keine grammatischen Relationen<br />

wie "Subjekt" und "Objekt" in Frage, sondern ausschließlich Begriffe, denen "epistemische<br />

Priorität" zukommt: einfache, perzeptuell zugängliche Eigenschaften und Relationen wie "stimm-<br />

haft" und "geht voran" sowie Begriffe, die sich aus der konzeptuellen Analyse von Situationen<br />

ergeben, wie z.B. "Agens einer Handlung" (Chomsky 1981:10). Wie von der Lernbarkeits-<br />

theorie gefordert, sind somit in der PPT einfache positive Daten entscheidungsrelevant. Sind<br />

alle Parameter auf der Grundlage solcher Daten fixiert, ist die sog. Kerngrammatik der Ziel-<br />

sprache erworben. Außerdem kann es nur endlich viele unterschiedlich strukturierte natürliche<br />

Sprachen geben, da es nur eine begrenzte Zahl von Parametern gibt. Zugleich wird durch die<br />

Möglichkeit, Parameter einzeln zu fixieren, gewährleistet, daß neuer Input nicht zu Änderungen<br />

der Gesamtgrammatik führt, sondern lediglich zu systematischen Modifikationen von Teilen<br />

13 Vgl. Chomsky (1981:240), Rizzi (1982, 1986), Jaeggli/Safir (1989).

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