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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 48<br />

Zweitens wurden Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre erstmals zahlreiche linguistisch<br />

motivierte Erwerbsmodelle vorgeschlagen (für einen Überblick vgl. Ingram 1989:315ff.). Das<br />

detaillierteste von ihnen ist das Modell von Pinker (1984). Pinker greift die kognitivistische<br />

Betonung von Form-Funktionsbeziehungen und die strukturalistische Betonung von Distri-<br />

butionsanalysen auf und integriert sie in ein Gesamtmodell. Dieses Modell beruht <strong>zum</strong> einen auf<br />

den Grundannahmen generativer Grammatiktheorien über angeborene Universalien, <strong>zum</strong><br />

anderen auf der Kontinuitätshypothese. Diese besagt, daß der Erwerbsmechanismus keinen<br />

qualitativen Veränderungen unterliegt. Er ist vielmehr stationär und direkt - d.h., er verändert<br />

sich im Verlauf des Erwerbsprozesses nicht, und er erzeugt keine Übergangsstrukturen, die<br />

nicht mit der Zielsprache vereinbar sind (Pinker 1984:31).<br />

Neben der Kontinuitätshypothese spielen in Pinkers Modell zwei weitere Komponenten<br />

eine zentrale Rolle: Lernbarkeitsbedingungen führen zu theoretisch motivierten Varianten von<br />

Erwerbsmechanismen, Generalisierungen über Kindersprachdaten liefern konkurrierende be-<br />

schreibungsadäquate Analysen, und die Kontinuitätshypothese ermöglicht die Bewertung der<br />

vorgeschlagenen Erwerbsmechanismen. Auf der Basis von Lernbarkeitsbedingungen, Kinder-<br />

sprachanalysen und der Kontinuitätshypothese entwickelte Pinker einen einheitlichen Ansatz<br />

mit zentralen Grundannahmen <strong>zum</strong> Spracherwerbsmechanismus; angesichts der in der Lin-<br />

guistik zu diesem Zeitpunkt diskutierten unterschiedlichen Regelformate für Phrasenstrukturen,<br />

Flexion, lexikalische Regeln und Hilfsverben schlug er allerdings unterschiedliche Erwerbs-<br />

mechanismen für diese Phänomene vor. Die Vorgehensweise Pinkers war somit nicht nur<br />

durch die Annahmen der Erwerbstheorie, sondern auch durch die Struktur der Grammatik-<br />

theorie bedingt.<br />

Das Modell von Pinker weist drei Aspekte auf, die für die <strong>Untersuchung</strong>en im zweiten<br />

Hauptteil der vorliegenden Arbeit zentral sind und dort noch ausführlicher diskutiert werden.<br />

Erstens zeigt Pinker auf, daß Konzepte und Konstrukte der theoretischen Linguistik - wie z.B.<br />

"Paradigma" und "lexikalische Regel" den Ausgangspunkt für die Entwicklung von Erwerbs-<br />

modellen bilden können.<br />

Zweitens verdeutlicht er, daß der Erwerb der zielsprachlichen Grammatik durch die<br />

Annahme von angeborenen substantiellen und formalen Universalien noch nicht hinreichend<br />

erklärt ist. Insbesondere weist er nach, daß es zur Erklärung der Kategorisierung von lexika-<br />

lischen Inputelementen nicht ausreicht, angeborene Kategorien wie "Nomen" oder "Verb"

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