25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 47<br />

Angesichts des logischen Problems des Spracherwerbs wird in der generativ orientierten<br />

Spracherwerbsforschung angenommen, daß die Lernbarkeit natürlicher Sprachen nur bei spe-<br />

zifischen Einschränkungen des Hypothesenraums gewährleistet ist (vgl. Pinker 1984, Atkinson<br />

1992). Insbesondere wurde in verschiedenen lernbarkeitstheoretischen Studien nachgewiesen,<br />

daß der Spracherwerbsmechanismus die folgenden Eigenschaften aufweisen muß, damit die<br />

Lernbarkeit gewährleistet ist (vgl. u.a. Wexler/Culicover 1980, Osherson/Stob/Weinstein<br />

1986): Erstens müssen grammatische Operationen universellen Beschränkungen (z.B. Lokali-<br />

tätsanforderungen für Bewegungsprozesse) unterliegen. Zweitens muß der Lernmechanismus<br />

von der Finitheit der Menge natürlicher Sprachen ausgehen, d.h. von begrenzter Variation.<br />

Drittens dürfen nur einfache positive Daten in Sätzen mit höchstens zwei Einbettungstiefen<br />

relevant für den Erwerb der zielsprachlichen Grammatik sein. Viertens darf neuer Input nicht<br />

zu beliebigen Änderungen der Gesamtgrammatik führen; er darf lediglich systematische Modi-<br />

fikationen spezifischer Teile der Grammatik bewirken.<br />

4.5 Die linguistisch orientierte Spracherwerbsforschung<br />

Das Scheitern der Theorie der derivationellen Komplexität hatte entscheidende Konsequenzen<br />

für die linguistisch orientierte Spracherwerbsforschung, die neben der psychologisch und der<br />

lernbarkeitstheoretisch orientierten Spracherwerbsforschung weiter bestand.<br />

Erstens wurden erstmals systematische Überlegungen darüber angestellt, aus welchen<br />

Typen von Erwerbsdaten man überhaupt Rückschlüsse auf die Struktur der Grammatik ziehen<br />

kann (vgl. z.B. Roeper 1973a, 1981, 1982a, b, Bowerman 1982). Der einfache Schluß aus<br />

dem Nicht-Auftreten bestimmter Konstruktionen in frühen Erwerbsphasen auf die Kompetenz<br />

des Kindes hatte sich als problematisch erwiesen: Wenn eine Konstruktion in bestimmten<br />

Erwerbsphasen nicht auftritt, kann dies sowohl kompetenz- als auch performanzbedingt sein -<br />

oder auf der speziellen Kommunikationssituation beruhen. Als aussagekräftiger und besser zu<br />

interpretieren erwiesen sich konsistente, nicht-zielsprachliche Wortstellungsmuster (z.B. what<br />

he will have?, what he will do?) und Übergeneralisierungen (z.B. gegeht). Diese zeigen<br />

nämlich, daß das betreffende Kind zwar noch nicht über die zielsprachliche Grammatik ver-<br />

fügt, aber bereits bestimmte konsistente Repräsentationen und Generalisierungen erworben hat<br />

(vgl. Bowerman 1982).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!