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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 45<br />

(9) David: Me diit. (Menn 1996:490)<br />

L.M.: I did it.<br />

David: You do it too?<br />

David: You did it?<br />

L.M. (weakly): I helped.<br />

(10) Vater: Wem gehört der Löffel? Sim.: ich. Simone (2;4) 10<br />

Vater: Wem gehört der Löffel? Sim.: ich. ja.<br />

Vater: Wem gehört der Löffel? Sim.: ich.<br />

Vater: Mir. Wem gehört der Löffel? Sim.: mir.<br />

Vater: Wem gehört der Löffel? Sim.: mir.<br />

Vater: Mir. Und das bist Du. ne? Sim.: ja. gehört mir. [...]<br />

Vater: Wem gehört der Löffel? Sim.: ich...<br />

Dennoch haben sie als Erwachsene Intuitionen über die Grammatikalität von Sätzen, die unbe-<br />

kannte Wortkombinationen oder Strukturen enthalten. Direkte negative Evidenz scheint somit<br />

keine notwendige Bedingung für erfolgreichen <strong>Grammatikerwerb</strong> zu sein.<br />

Kinder können auch nicht einfach aus dem Nicht-Auftreten bestimmter Strukturen im Input<br />

schließen, daß diese Strukturen ungrammatisch sind. Es gibt nämlich stets eine unendlich große<br />

Menge von Strukturen, die das betreffende Kind noch nicht gehört hat. So kann es nie ent-<br />

scheiden, ob die betreffende Struktur nicht doch noch auftreten wird. Ebensowenig können<br />

sich Kinder auf statistische negative Evidenz (noisy negative evidence) verlassen, d.h. auf<br />

bestimmte Diskursmuster, die signifikant häufiger als Reaktion auf ungrammatische als auf<br />

grammatische Äußerungen des Kindes auftreten. Wie Marcus (1993) gezeigt hat, wird dieser<br />

Typ von negativer Evidenz nämlich nicht allen Kindern stets in ausreichendem Umfang und zu<br />

allen Fehlertypen geliefert .<br />

Somit besteht das Hauptergebnis von <strong>Untersuchung</strong>en zur Rolle negativer Evidenz darin,<br />

daß ein genereller Lernmechanismus mit uneingeschränktem Hypothesenraum eine Grammatik<br />

nur mit Hilfe von negativer Evidenz lernen kann, diese jedoch beim kindlichen Spracherwerb<br />

keine entscheidende Rolle spielt. 11 Versuche, dieses Problem allein durch Annahmen über<br />

Eigenschaften des Inputs zu lösen, erwiesen sich als unzureichend. Erstens wiesen Wexler und<br />

10 Altersangaben werden im folgenden stets im Format "Jahr;Monat" angegeben. Die Daten von<br />

Simone (vgl. Miller 1976) wurden dem LEXLERN-Projekt von Jürgen Weissenborn zur Verfügung<br />

gestellt und im Rahmen dieses Projekts von mir und anderen Projektmitgliedern analysiert (vgl. u.a.<br />

Clahsen/Penke 1992, Clahsen/Penke/Parodi 1993, Clahsen/Eisenbeiß/Vainikka 1994, Eisenbeiß<br />

1994a, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996).<br />

11 Für eine ausführliche Dis kussion vgl. Bowerman (1983, 1988), Pinker (1984, 1989), Marcus (1993),<br />

Morgan/Bonamo/Travis (1995).

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