25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 44<br />

Abb.I-2: Mögliche Abweichungen der Hypothese von der Zielsprache<br />

1 2 3 4<br />

H Z H Z Z H<br />

+ + +<br />

H Z -<br />

H: durch die Hypothese vorhergesagte Strukturen<br />

Z: zielsprachlich erlaubte Strukturen<br />

+/-: positive/negative Evidenz<br />

In den ersten drei Fällen treten in der Zielsprache Strukturen auf, die von der Hypothese nicht<br />

vorhergesagt werden (+). Diese Strukturen liefern positive Evidenz dafür, daß die gewählte<br />

Hypothese nicht korrekt ist. In den Fällen 1-3 in Abb.I-2 ist somit keine negative Evidenz er-<br />

forderlich. Wenn die gewählte Hypothese jedoch zu wenig restriktiv ist, d.h. alle zielsprach-<br />

lichen Strukturen und darüber hinaus auch ungrammatische Strukturen erlaubt, ist H eine<br />

Obermenge von Z (vgl. Fall 4 in Abb.I-2). In diesem Fall kann positive Evidenz allein nicht<br />

zeigen, daß die Hypothese falsch ist. Dazu wäre negative Evidenz erforderlich. Da bei einem<br />

generellen Lernmechanismus mit uneingeschränktem Hypothesenraum Hypothesen vom Typ 4<br />

in Abb.I-2 möglich wären, bräuchte ein solcher Mechanismus somit negative Evidenz.<br />

Wie jedoch bereits Brown und Hanlon (1970) gezeigt haben, werden Kinder nicht immer<br />

und systematisch korrigiert. Selbst wenn dies der Fall wäre, wäre direkte negative Evidenz nur<br />

dann sinnvoll, wenn sie nicht ambig ist. Bei Korrekturen ist jedoch häufig nicht erkennbar, ob<br />

sie sich auf Syntax, Semantik, Phonologie oder aber auf die kontextuelle Angemessenheit der<br />

kindlichen Äußerung beziehen (vgl. (9)). Darüber hinaus scheinen Kinder keinen systema-<br />

tischen Gebrauch von negativer Evidenz zu machen und weisen diese sogar gelegentlich zurück<br />

(vgl. (10); vgl. McNeill 1966, Braine 1971).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!