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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 43<br />

erwerbende Wissen ein komplexes Regelsystem ist. Mit Hilfe mathematischer Modelle unter-<br />

suchte man, welche Inputinformationen ein einfacher genereller Lernmechanismus, dessen<br />

Hypothesenraum nicht durch universelle Prinzipien eingeschränkt ist, benötigt, um eine solche<br />

Grammatik zu erwerben. Die Ergebnisse dieser <strong>Untersuchung</strong>en wurden mit empirischen<br />

Befunden <strong>zum</strong> realen Spracherwerb verglichen und führten zu entscheidenden Modifikationen<br />

der Annahmen über den Lernmechanismus.<br />

Wie ich im Zusammenhang mit der Motherese-Hypothese bereits diskutiert habe, hatten<br />

sich Chomskys Vermutungen über die Inputbeschaffenheit zwar als zu pessimistisch erwiesen;<br />

es zeigte sich aber, daß das zu erwerbende Wissen durch die zur Verfügung stehenden Daten<br />

dennoch unterdeterminiert ist (vgl. u.a. Fanselow/Felix 1987a: 106): Die sprachliche Erfahrung<br />

des Kindes umfaßt nur einen kleinen und zufälligen Ausschnitt der in der betreffenden Sprache<br />

möglichen Strukturen (quantitative Unterdeterminiertheit). Das Kind erwirbt jedoch die Fähig-<br />

keit, prinzipiell unendlich viele verschiedene Strukturen zu produzieren, zu verstehen und zu<br />

beurteilen. Darüber hinaus beruht das sprachliche Wissen kompetenter Sprecher auf einem<br />

Regelsystem; der Input des Kindes enthält jedoch keine Regeln, sondern lediglich konkrete<br />

Einzeläußerungen (qualitative Unterdeterminiertheit). Unter diesen Bedingungen müssen<br />

Kinder Generalisierungen über einer endlichen Menge konkreter Daten vornehmen und Hypo-<br />

thesen über die Zielsprache aufstellen. Bereits die erste einflußreiche lernbarkeitstheoretische<br />

<strong>Untersuchung</strong> (Gold 1967) ergab allerdings, daß ein genereller hypothesentestender Lern-<br />

mechanismus, dessen Hypothesenraum nicht durch universelle Prinzipien eingeschränkt ist, für<br />

den Erwerb einer Grammatik negative Evidenz benötigt, d.h. Informationen über die Ungram-<br />

matikalität von Sätzen. Dies ist darauf zurückzuführen, daß Hypothesen prinzipiell auf vier ver-<br />

schiedene Weisen von der Zielsprache abweichen können (Pinker 1989:5f.):

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