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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Schlußbemerkungen 510<br />

Die Befunde dieser Arbeit unterstützen somit zwar die in Kapitel II ausgearbeitete Idee des<br />

merkmalsbasierten Strukturaufbaus, aus ihnen ergeben sich aber noch eine Reihe von Fragen,<br />

zu deren Beantwortung weitere empirische <strong>Untersuchung</strong>en erforderlich sind:<br />

- Inwieweit machen die vorgeschlagenen Analysen und Mechanismen zutreffende Vorhersagen<br />

für den Erwerb der Satzstruktur und Verbflexion? Insbesondere: Lassen sich die empirischen<br />

Befunde, die im Rahmen der Diskussion über den Status von root-infinitives vorgelegt<br />

wurden, durch die Arbeitshypothesen <strong>zum</strong> Entwicklungsproblem erfassen?<br />

- Welche Schritte sind bei der Reanalyse von formelhaften Strukturen zu unterscheiden und<br />

wodurch wird sie ausgelöst (vgl. u.a. Tracy 1991)?<br />

- Welche kognitiven und diskurspragmatischen Faktoren haben einen Einfluß darauf, wie Kinder<br />

Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Ereignispartizipanten konstruieren?<br />

- Welche Konsequenzen haben die Optionalität von Argumenten und Kasusmarkierungen auf<br />

den Verlauf des Kasuserwerbs?<br />

- Welche Rolle spielen die Ereignisstruktur, die Verbsemantik und die "Semantik" von Kasusmarkierungen<br />

für die Motivaton und den Erwerb von lexemspezifischen Kasusmarkierungen<br />

(vgl. u.a. Jakobson 1936/1971, Klein 2002)?<br />

Unabhängig von der Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen könnte der Rückgriff auf die<br />

Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus Implikationen für die Annahmen zu der Frage<br />

haben, welchen Beitrag die Spracherwerbsforschung zur linguistischen Theoriebildung leisten<br />

kann. Wie die Diskussion in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt hat, sollten Sprach-<br />

erwerbsbefunde nämlich gerade dann besonders interessant für die linguistische Theoriebildung<br />

sein, wenn die strukturellen Repräsentationen, die Kinder im Verlauf ihrer sprachlichen Ent-<br />

wicklung erzeugen, noch nicht denen der Erwachsenensprache entsprechen. Dann liefern<br />

Kindersprachdaten nämlich einen Typ von Evidenz, den die entsprechende Zielsprache nicht<br />

bereitstellt. Umgekehrt ist die Bedeutung der Grammatiktheorie für die Erwerbsforschung<br />

maximal, wenn für sprachliche Wissenssysteme von Anfang an dieselben formalen Prinzipien<br />

gelten wie für Erwachsenensprachen und man Beschränkungen des Hypothesenraums sprach-<br />

erwerbender Kinder auf diese Prinzipien zurückführen kann.<br />

Wenn es sich bei den angenommenen Prinzipien dabei nicht um rein sprachliche Prinzipien<br />

handelt, sondern um generellere formale Prinzipien der menschlichen Kognition, können die<br />

Ergebnisse der Kooperation zwischen theoretischer Linguistik und Spracherwerbsforschung<br />

darüber hinaus auch für die Entwicklungspsychologie relevant sein, da diese nach den gene-<br />

rellen kognitiven Prinzipien sucht, die der Entwicklung mentaler Repräsentationen zugrunde<br />

liegen.

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