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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Spracherwerbsforschung und theoretische Linguistik 508<br />

Dafür, daß dies möglich ist, sprechen die in Kapitel I.5. diskutierten empirischen Befunde<br />

aus experimentellen Studien zu frühen Erwerbsphasen sowie die Befunde <strong>zum</strong> Erwerb von<br />

Possessivkonstruktionen, die für eine frühe Verfügbarkeit des Relationserhaltungsprinzips<br />

sprechen (vgl. Kapitel III.4). Darüber hinaus handelt es sich bei den Metaprinzipien, die in<br />

dieser Arbeit und anderen minimalistischen Ansätzen angenommen werden, um extrem<br />

generelle formale Prinzipien, die sich aus grundlegenden Aspekten der neuronalen Organisation<br />

ergeben - wie z.B. das Spezifizitätsprinzip (vgl. Kapitel I.7). Daher ist es unplausibel anzu-<br />

nehmen, daß solche Prinzipien in frühen Erwerbsphasen nicht gelten. Dementsprechend<br />

kommt den in minimalistischen linguistischen Ansätzen postulierten Metaprinzipien eine zentrale<br />

Bedeutung für die Erfassung der Regularitäten von Kindersprachdaten zu.<br />

Vom Status der Kindersprache hängt es nicht nur ab, wie groß der Beitrag der theore-<br />

tischen Linguistik zur Spracherwerbsforschung sein kann. Der Status von Erwerbsdaten<br />

entscheidet umgekehrt auch, ob und inwiefern Erwerbsdaten die Datenbasis der theoretischen<br />

Linguistik erweitern können: Wenn die formalen Prinzipien, denen die Zielsprache unterliegt,<br />

von Anfang an verfügbar sind, können Erwerbsdaten für linguistische <strong>Untersuchung</strong>en zu<br />

formalen Prinzipien herangezogen werden.<br />

<strong>Eine</strong>n besonderen Status haben Kindersprachdaten aber nur dann, wenn die Übergangs-<br />

grammatiken zwar den Wohlgeformtheitsbedingungen für Grammatiken natürlicher Sprachen<br />

unterliegen, aber im Vergleich zur Zielsprache noch unterspezifiziert sind - d.h. nur, wenn<br />

sowohl die Arbeitshypothese E-I als auch die Arbeitshypothese E-II zutrifft. Dann können<br />

Erwerbsdaten nämlich einen Typ von Evidenz liefern, den man durch die Analyse von Erwach-<br />

senensprachen nicht erlangen kann.<br />

So können die Erwerbsdaten beispielsweise - wie in dieser Arbeit gezeigt - einen Beitrag<br />

zur Debatte um die syntaktische Struktur der DP und die Grundprinzipien der Phrasenstruktur<br />

sowie zur Debatte um den Status des Dativs leisten. Geht man von der Idee des merkmals-<br />

basierten Strukturaufbaus aus, können Grammatiktheorie und Spracherwerbsforschung somit<br />

nicht nur auf der methodischen Ebene miteinander kooperieren, sondern auch bei der Ent-<br />

wicklung und Überprüfung von Erklärungsmodellen und strukturellen Analysen. Dabei könnte<br />

die Erwerbsforschung möglicherweise einen eigenständigen Beitrag zur lingustischen Theorie-<br />

bildung leisten.

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