25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Spracherwerbsforschung und theoretische Linguistik 507<br />

möglich, wenn Erwachsenensprache und Kindersprache mit denselben Beschreibungseinheiten<br />

erfaßt werden können. Dies war z.B. in strukturalistischen Ansätzen nicht der Fall, da die Be-<br />

schreibungskategorien in diesen Ansätzen aus der Analyse des jeweiligen Korpus gewonnen<br />

wurden (vgl. Kapitel I.2). Dementsprechend fand im Strukturalismus und in der Pivot-Gram-<br />

matik keine Kooperation bei der Erstellung grammatischer Analysen statt. Die Kooperation<br />

beschränkte sich vielmehr auf die Verwendung linguistischer Verfahren für die Analyse von<br />

Erwerbsdaten.<br />

In der generativen Grammatik und der an ihr orientierten Erwerbsforschung wird hingegen<br />

ein einheitliches Inventar von Beschreibungselementen angenommen, das auf angeborene for-<br />

male und substantielle Universalien zurückgeführt wird. Dieses einheitliche Inventar bildet den<br />

Ausgangspunkt für die Kooperation bei der Erstellung grammatischer Analysen für Kinder-<br />

sprachdaten und Äußerungen der Erwachsenensprache.<br />

Zugleich determiniert das angenommene Inventar von Beschreibungselementen, inwieweit<br />

linguistische Analysen der Zielsprache zur Erstellung grammatischer Analysen für Kinder-<br />

sprachdaten beitragen können (vgl. Kapitel I.7.2): Je differenzierter die Analysen sind, die<br />

diese Beschreibungseinheiten erlauben, desto differenzierter lassen sich auch die Gemeinsam-<br />

keiten und Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenensprache beschreiben. So habe ich<br />

z.B. dargelegt, daß die Verwendung von Merkmalen die Beschreibung von Entwicklungs-<br />

dissoziationen ermöglicht, die bei Erwerbsuntersuchungen zu den unterschiedlichen Realisie-<br />

rungen von funktionalen Kategorien beobachtet wurden. Diese Dissoziationen ließen sich im<br />

Rahmen einer kategorienbasierten Analyse nicht erfassen, da eine funktionale Kategorie in<br />

einer solchen Analyse entweder nur als Einheit oder überhaupt nicht syntaktisch aktiv sein<br />

kann.<br />

Inwieweit Grammatiktheorie und Spracherwerbsforschung bei der Erstellung gramma-<br />

tischer Analysen kooperieren können, hängt - neben dem verfügbaren Inventar an Beschrei-<br />

bungselementen - in erster Linie davon ab, welchen Status man der Kindersprache zuschreibt.<br />

Wie ich in Kapitel I.6 dargelegt habe, ist der Beitrag der theoretischen Linguistik zur Analyse<br />

von Kindersprachdaten nämlich maximal, wenn man die Kindersprache mit denselben forma-<br />

len Prinzipien beschreiben kann wie die Erwachsenensprache und Beschränkungen des Hypo-<br />

thesenraums spracherwerbender Kinder auf diese Prinzipien zurückführen kann.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!