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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 36<br />

ad (i) Der Interaktionismus<br />

Ausgehend davon, daß Kinder ihre Muttersprache im Rahmen kommunikativer Interaktionen<br />

in vertrauten Kontexten erwerben, wird im Interaktionismus angenommen, daß die Kommuni-<br />

kationssituation des Kindes und die vorsprachliche Kommunikation wesentliche Voraus-<br />

setzungen für die Sprachentwicklung sind (vgl. u.a. Bruner 1975, Hickman 1995, Ochs/<br />

Schieffelin 1995, Snow 1995). 8 Dabei sind zwei Varianten zu unterscheiden: Der starken<br />

Interaktionshypothese zufolge läßt sich der Spracherwerb auch ohne die Annahme eines ange-<br />

borenen autonomen Erwerbsmechanismus erklären, wenn die Bedingungen der Interaktion<br />

zwischen dem Kind und seinen Bezugspersonen berücksichtigt werden. Diese Variante der<br />

Interaktionshypothese wird insbesondere im Motherese-Ansatz vertreten (Ruke Dravina<br />

1976, Cross 1977, Ferguson 1977, Snow 1977, 1995). Diesem zufolge sind Chomskys<br />

Annahmen über die Inputbeschaffenheit zu pessimistisch: Erstens seien die Äußerungen<br />

Erwachsener gegenüber Kindern überwiegend korrekt. Zweitens weise Motherese, die Spra-<br />

che, in der Erwachsene mit Kindern sprechen, spezifische universelle Charakteristika auf, die<br />

den Spracherwerb ohne einen spezifischen Erwerbsmechanismus ermöglichen. Hierzu zählen<br />

insbesondere die stark übertriebene Sprachmelodie, die überdeutliche Betonung markanter<br />

Satzteile, die höhere Stimmlage, die Beschränkung auf einfache Sachverhalte im Hier und Jetzt,<br />

der hohe Redundanzgrad, spezielle "Babywörter" sowie die Verwendung kurzer, wohl-<br />

geformter Sätze mit wenigen Einbettungen (vgl. u.a. Ingram 1989:132, Locke 1995: 288f.).<br />

Diese Beobachtungen wurden in zahlreichen Studien bestätigt und spielen in aktuellen<br />

Erwerbsmodellen eine zentrale Rolle: Zum einen wird den prosodischen Eigenschaften des<br />

Motherese eine wichtige Rolle bei der Segmentierung von Lautketten und zur Etablierung von<br />

Konstituentengrenzen zugeschrieben (vgl. Gerken 1996, Jusczyk 1997); <strong>zum</strong> anderen wird die<br />

Beschränkung auf einfache Sachverhalte im Hier und Jetzt als wichtige Voraussetzung für den<br />

Erwerb grammatischer Kategorien und Merkmale angesehen (vgl. u.a. Pinker 1989). Es<br />

konnte allerdings keine überzeugende Evidenz für die im Motherese-Ansatz vertretene<br />

Annahme erbracht werden, daß die syntaktische Vereinfachung des Inputs notwendig und hin-<br />

reichend für erfolgreichen Spracherwerb ist (vgl. Newport/Gleitman/Gleitman 1977, Wexler/<br />

Culicover 1980, Newport 1977, Wexler 1982, Marcus 1993): Auf der einen Seite ist ein<br />

8 Zur Diskussion vgl. u.a. Clahsen (1982), Ingram (1989).

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