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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Bootstrappingproblem 502<br />

Während sich bei Analysen des Kasuserwerbs in erster Linie die Vorteile eines merkmals-<br />

basierten Ansatzes gegenüber einem kategorienbasierten Ansatz zeigten, wurden bei der<br />

Erklärung des Genuserwerbs besonders die Vorzüge eines formbasierten Ansatzes gegenüber<br />

einem konzeptbasierten Ansatz deutlich. Für Genera lassen sich nämlich nicht immer seman-<br />

tische Konzepte angeben, auf deren Basis man die entsprechenden Formen im Input identifi-<br />

zieren könnte. Außerdem scheinen Kinder beim Genuserwerb keine Probleme mit dem<br />

Erwerb von Genussystemen zu haben, in denen das natürliche Geschlecht nur eine untergeord-<br />

nete Rolle bei der Wahl des entsprechenden Genus spielt (vgl. Levy 1983).<br />

Dies kann man im Rahmen der in Kapitel II.3.6 erläuterten formbasierten Analyse des<br />

Genuserwerbs erfassen. Diese basiert auf der Hypothese, daß Kinder Genusmerkmale instan-<br />

tiieren, wenn sie beim Aufbau von Paradigmen für die Trägerelemente von Genusmerkmalen<br />

auf Formkontraste stoßen, die sich nicht auf Unterschiede in der Funktion der betreffenden<br />

Formen zurückführen lassen. Dann zwingt sie nämlich das Spezifizitätsprinzip dazu, nach<br />

unterschiedlichen Inputspezifikationen für die kontrastierenden Formen zu suchen. Dabei wird,<br />

wie in Kapitel II.3.6 und Kapitel II.4 erläutert, eine positive Genusspezifikation vorgenommen,<br />

(i) wenn es sich bei der betreffenden Form um eine morphologisch markierte Form handelt,<br />

die mit einer unmarkierten Form kontrastiert,<br />

(ii) wenn das Auftreten der betreffenden Trägerelementform auf eine Klasse von Nomina<br />

beschränkt ist, die gemeinsame phonologische oder semantische Eigenschaften aufweisen,<br />

während die übrigen Trägerelementformen keine solchen Beschränkungen erkennen<br />

lassen, oder<br />

(iii) wenn eine positive Genusspezifikation erforderlich ist, um die betreffende Trägerelementform<br />

auf einen bestimmten Kasus- oder Numeruskontext einzuschränken.<br />

Dabei kann die Zuweisung von positiven Genusspezifikationen bei den Optionen (i) und (ii)<br />

unabhängig von der Instantiierung anderer Merkmale erfolgen. Bei Option (iii) kann die betref-<br />

fende Spezifikation hingegen nur in Verbindung mit der Instantiierung eines anderen Merkmals<br />

zugewiesen werden. Daraus habe ich in Kapitel II.4 die Arbeitshypothese abgeleitet, daß<br />

Genusdistinktionen, die nicht durch die Optionen (i) und (ii) etabliert werden können, erst dann<br />

vorgenommen werden, wenn das entsprechende relationale oder funktionale Merkmal instanti-<br />

iert wird.<br />

Diese Hypothese konnte in Kapitel III.3 bestätigt werden: Insbesondere sprechen die<br />

empirischen Befunde in Kapitel III.3.1 dafür, daß deutsche Kinder das Merkmal [±FEM]<br />

instantiieren, sobald sie zwischen einer Singular- und einer Pluralzelle für D-Elemente

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