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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Bootstrappingproblem 500<br />

Verb wie tragen nicht schließen, daß das betreffende Verb intransitiv ist. Es könnte sich auch<br />

um eine Äußerung mit einem transitiven Verb handeln, bei der das Objekt ausgelassen wurde,<br />

da es aus dem Kontext rekonstruiert werden konnte.<br />

Diese Unklarheit über die Anzahl von Argumenten würde im Ansatz von Pinker (1984)<br />

insbesondere beim Erwerb von Ergativsprachen mit optionalen Argumenten zu Lernbarkeits-<br />

problemen führen: Insbesondere könnte ein Kind beim Erwerb einer solchen Sprache viele<br />

Äußerungen mit ausgelassenem Objekt vorfinden und die Subjekte dieser Sätze nicht als Sub-<br />

jekte transitiver Verben analysieren, sondern als Subjekte intransitiver Verben. Dann könnte<br />

das betreffende Kind die Ergativmarkierung an diesen Subjekten fälschlicherweise als Nomi-<br />

nativmarkierung analysieren. Ein kategorienbasierter Ansatz <strong>zum</strong> Kasuserwerb, wie ihn Pinker<br />

(1989) vertritt, ist somit nicht nur unökonomisch, weil er die Annahme zusätzlicher Lernstrate-<br />

gien erforderlich macht. Diese Lernstrategien würden auch zu Problemen beim Erwerb von<br />

Sprachen mit optionalen Argumenten führen.<br />

Daher habe ich in Kapitel II.3.5 eine merkmalsbasierte Erklärung des Kasuserwerbs<br />

vorgeschlagen. Diese beruht auf der Annahme, daß Kinder ermitteln können, welche Ereignis-<br />

partizipanten Kontrolle über das betreffende Ereignis ausüben und welche asymmetrischen<br />

Abhängigkeitsbeziehungen zwischen diesen Partizipanten bestehen. Davon ausgehend sollten<br />

sie mit Hilfe des Relationserhaltungsprinzips semantische Repräsentationen aufbauen können,<br />

bei denen die einzelnen Argumente für das Merkmal [±c] sowie für die beiden Merkmale<br />

[±hr] und [±lr] spezifiziert sind, die für die Kasusdistribution in Aktiv/Inaktivsprachen bzw.<br />

Akkusativ- und Ergativsprachen verantwortlich sind. Mit diesen beiden Merkmalen lassen sich<br />

zugleich die Klassen von Argumenten charakterisieren, die bei der Kasusmarkierung zu beob-<br />

achten sind: Insbesondere lassen sich bei den Sprachen, deren Erwerb ich diskutiert habe,<br />

akkusativisch markierte [+hr]-Argumente von nominativisch markierten [-hr]-Argumenten<br />

abgrenzen bzw. ergativisch markierte [+lr]-Argumente von [-lr]-Argumenten mit Absolutiv-<br />

markierungen unterscheiden.<br />

Um diese Spezifikationen zu erwerben, müssen Kinder lediglich feststellen, ob das Auf-<br />

treten der einzelnen Kasusmarkierungen mit dem Vorliegen von positiven Spezifikationen für<br />

die Merkmale [±hr] oder [±lr] einhergeht. Gegebenenfalls müssen sie dann die entsprechen-<br />

den positiven Spezifikationen in den Lexikoneintrag für die jeweiligen Markierungen aufneh-<br />

men. Sie sollten weder explizit Argumente verschiedener Verbtypen miteinander vergleichen

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