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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Bootstrappingproblem 499<br />

basierten Ansatz vertreten, sondern einen merkmalsbasierten; <strong>zum</strong> anderen habe ich nicht für<br />

einen konzeptbasierten Ansatz plädiert, dem zufolge Kinder von Konzepten ausgehen und im<br />

Input nach Realisierungen dieser Konzepte suchen. Vielmehr habe ich für einen formbasierten<br />

Ansatz argumentiert, dem zufolge das Spezifizitätsprinzip Kinder dazu zwingt, morpho-syntak-<br />

tische Merkmale zu instantiieren, wenn sie bei der Analyse des sprachlichen Inputs auf mini-<br />

male Formkontraste stoßen.<br />

Der Hauptvorzug eines merkmalsbasierten Ansatzes gegenüber einem kategorienbasierten<br />

Ansatz besteht meiner Auffassung nach darin, daß ein solcher Ansatz eine differenzierte<br />

Beschreibung von natürlichen Klassen grammatischer Elemente erlaubt und die Unterschei-<br />

dung zwischen semantischem Bootstrapping und distributionellem Lernen sowie die Annahme<br />

von zusätzlichen Strategien überflüssig macht. Dies hat sich in erster Linie bei der Auseinan-<br />

dersetzung mit dem Kasuserwerb gezeigt (vgl. Kapitel II.3.5, Kapitel II.4 und Kapitel III.3.4):<br />

In Pinkers (1984, 1989) kategorienbasierten Analysen erfolgt der Kasuserwerb dadurch,<br />

daß Kinder im Input nach morphologischen Markierungen an Argumenten suchen, die eine<br />

bestimmte semantische Rollen tragen (z.B. AGENS oder PATIENS) bzw. als Argument eines<br />

bestimmten Prädikats fungieren (z.B. ACT). Dies genügt - wie in Kapitel III.3.4.1 ausführlich<br />

erläutert - für sich genommen aber noch nicht, um zu entscheiden, ob die betreffende Ziel-<br />

sprache ein Akkusativsystem aufweist, oder aber ein Ergativsystem. In dieser Analyse fehlen<br />

nämlich Konzepte oder Merkmale, mit denen man erfassen könnte, daß Argumente intransiti-<br />

ver Verben bei der Kasusmarkierung sowohl mit dem AGENS als auch mit dem PATIENS<br />

transitiver Verben natürliche Klassen bilden können, die sich durch eine einheitliche Kasus-<br />

markierung auszeichnen (Nominativ bzw. Absolutiv). Dementsprechend läßt sich keine kon-<br />

zeptuelle Basis für den Erwerb von Kasusmarkierungen für diese Argumentklassen angeben,<br />

und Pinker muß annehmen, daß Kinder die Kasusmarkierungen für die drei Argumenttypen<br />

getrennt erwerben und miteinander vergleichen müssen.<br />

Solche Strategien involvieren stets den Vergleich zwischen Argumenten transitiver und<br />

intransitiver Verben. Damit setzen sie voraus, daß Kinder zwischen diesen beiden Typen von<br />

Argumenten stets unterscheiden können. Dies ist aber in [+pro-drop]-Sprachen wie dem<br />

Japanischen oder dem Baskischen problematisch. Bei solchen Sprachen werden nämlich nicht<br />

alle Argumente eines Verbs auch tatsächlich durch eine Nominalphrase overt realisiert. Daher<br />

können Kinder z.B. aus dem Nicht-Auftreten einer Objektnominalphrase bei einem transitiven

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