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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Ordnungsproblem 497<br />

für Dativmarkierungen an indirekten Objekten Korrektheitsraten, die den Korrektheitsraten<br />

für die Defaultnominativmarkierungen an Subjekten und die Defaultakkusativmarkierungen an<br />

direkten Objekten und Präpositionskomplementen entsprachen. Dies unterstützt die Annahme,<br />

daß der Dativ der Defaultkasus für das mittlere Argument eines dreiwertigen Verbs ist. Für<br />

Dativmarkierungen an Objekten ein- und zweiwertiger Verben und Präpositionskomplementen<br />

wurden hingegen signifikant niedrigere Korrektheitsraten und systematische Übergeneralisie-<br />

rungen von Nominativ- bzw. Akkusativmarkierungen beobachtet - wie es zu erwarten ist,<br />

wenn Kinder erst noch die spezifischen Kasuszuweisungseigenschaften der betreffenden Ver-<br />

ben bzw. Präpositionen erwerben müssen.<br />

Daß beim Erwerb von lexikalischen Elementen und bei der Etablierung von morphologi-<br />

schen Distinktionen an D-Elementen, Nomina und Pronomina Beschränkungen für Erwerbs-<br />

reihenfolgen beobachtet wurden, läßt sich nicht auf das Vorliegen eines festen Reifungsplans<br />

zurückführen. Es gibt nämlich durchaus eine gewisse Variabilität in bezug auf den Entwick-<br />

lungsverlauf: So konnte z.B. in Kapitel III.2 gezeigt werden, daß beim Erwerb des Deutschen,<br />

Englischen, Französischen, Griechischen und Niederländischen der unbestimmte Artikel vor<br />

dem bestimmten Artikel auftritt, während sich beim Erwerb des Italienischen, Spanischen und<br />

Schwedischen die umgekehrte Erwerbsreihenfolge zeigt. Außerdem konnte ich in Kapitel<br />

III.3.2 nachweisen, daß deutsche Kinder Numerusmarkierungen an Nomina vor Kasus-<br />

markierungen an diesen Elementen erwerben. Bei griechischen Kindern ist hingegen die umge-<br />

kehrte Abfolge zu beobachten.<br />

Insgesamt betrachtet sprechen die empirischen <strong>Untersuchung</strong>en <strong>zum</strong> Ordnungsproblem<br />

somit dafür, daß der <strong>Grammatikerwerb</strong> ein schrittweiser Prozeß ist, dessen zeitliche Struktur<br />

nicht durch einen festen Reifungsplan festgelegt ist, sondern nur durch Implikationsbeziehungen<br />

zwischen Erwerbsprozessen sowie durch Unterschiede in der Zugänglichkeit der jeweiligen<br />

Inputdaten beschränkt wird.

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