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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Ordnungsproblem 496<br />

Außerdem wäre es im Rahmen solcher Analysen nicht möglich zu erklären, warum der<br />

Erwerb von Pluralendungen an Nomina im Hebräischen eine Voraussetzung für die Produktion<br />

von zielsprachlichen Kongruenzmarkierungen an Adjektiven und Verben zu sein scheint (vgl.<br />

Kapitel III.3.2, Levy 1983). Diese Beobachtung läßt sich hingegen ohne Zusatzannahmen<br />

erfassen, wenn Kinder Genusdistinktionen erst dann etablieren, wenn sie auf der Basis anderer<br />

Distinktionen Trägerelementparadigmen schaffen. Somit sollten sie nämlich die Genusdistink-<br />

tionen an hebräischen Adjektiven und Verben erst erwerben können, wenn die Numerus-<br />

distinktionen an Nomina etabliert und davon ausgehend Singular- und Pluralzellen für die<br />

Adjektive und Verben aufgebaut worden sind, die mit den Nomina kongruieren und als<br />

Trägerelemente für Genusmarkierungen dienen können.<br />

Vor diesem Zeitpunkt sollten die Genusmerkmale, die in der Zielsprache den Anwendungs-<br />

bereich von nominalen Pluralmarkierungen beschränken, noch nicht die Distribution dieser<br />

Markierungen bestimmen können. Dies könnte <strong>zum</strong> einen erklären, warum das Mask.Pl.-Affix<br />

beim Hebräischerwerb anfangs für Nomina beider Genera gebraucht wird; <strong>zum</strong> anderen<br />

könnte man durch diese Annahme die Beobachtung erfassen, daß der Auslaut der Singular-<br />

form - der stark mit dem Genus korreliert - so lange als Inputbedingung für die Pluralmarkie-<br />

rungen dient, bis die zielsprachlichen Genusspezifikationen erworben sind und als Inputbedin-<br />

gungen fungieren können.<br />

Die zweite Arbeitshypothese <strong>zum</strong> Ordnungsproblem ergab sich aus der Annahme, daß der<br />

Dativ der Defaultkasus für das mittlere Argument dreiwertiger Verben ist, während alle ande-<br />

ren Dativmarkierungen auf lexemspezifischen Eigenschaften der jeweiligen Kasusmarkierer<br />

beruhen, die Verb für Verb bzw. Präposition für Präposition erlernt werden müssen (Arbeits-<br />

hypothese O-II). Wenn diese Annahme zutrifft, sollten <strong>zum</strong> Dativerwerb Äußerungen mit drei<br />

Verbargumenten erforderlich sein. Solche Äußerungen liefern aber zugleich Evidenz für die<br />

Nominativ/Akkusativ- bzw. Absolutiv/Ergativdistinktion, während <strong>zum</strong> Erwerb dieser Distink-<br />

tionen Inputdaten mit einem und zwei Verbargumenten genügen, die nicht <strong>zum</strong> Dativerwerb<br />

beitragen (Arbeitshypothese O-III). Dementsprechend sollten Dativmarkierungen erst dann zu<br />

beobachten sein, wenn sich in den entsprechenden Daten auch Evidenz für die Nominativ/<br />

Akkusativ- bzw. Absolutiv/Ergativdistinktion finden läßt.<br />

Diese Vorhersage konnte durch Erwerbsstudien zu Akkusativ- und Ergativsprachen bestä-<br />

tigt werden (vgl. Kapitel III.3). Zugleich ergaben sich bei den <strong>Untersuchung</strong>en <strong>zum</strong> Deutschen

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