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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 35<br />

und holistischen Ansatz zu vertreten und die sprachliche Entwicklung als kontinuierlichen Lern-<br />

prozeß anzusehen. Da sich behavioristische Erklärungen des Spracherwerbs als inadäquat<br />

erwiesen hatten, ermöglichte erst die Entwicklung komplexer mentalistischer Modelle in der<br />

Psychologie die interdisziplinäre Kooperation.<br />

Diese wird allerdings durch Unterschiede in den Erkenntnisinteressen erschwert: Entwick-<br />

lungspsychologisch orientierte Psycholinguisten wollen durch Studien zur Sprachentwicklung<br />

generelle Gesetzmäßigkeiten von Entwicklungsprozessen entdecken; primär linguistisch orien-<br />

tierte Psycholinguisten versuchen hingegen, durch Analysen der Kindersprache Aufschluß über<br />

die sprachliche Kompetenz Erwachsener zu erlangen. Diese Unterschiede korrelieren mit<br />

unterschiedlichen Sprachauffassungen: Viele Psychologen lehnen die in der Linguistik dominie-<br />

rende Auffassung ab, daß die menschliche Sprach(erwerbs)fähigkeit ein autonomes Modul sei<br />

(vgl. z.B. Piaget 1980a, b, c, 1983, Bates/MacWhinney 1987). Diese Korrelation zwischen<br />

Erkenntnisinteresse und Sprachauffassung ist nicht völlig zufällig: Wer Aussagen über ein spezi-<br />

fisches Gebiet der Kognition machen will - wie die linguistisch orientierten Psycholinguisten -<br />

wird eher von der Autonomie dieses Gebiets ausgehen als jemand, der nach generellen Prinzi-<br />

pien der Kognition und der Interaktion mit der Umwelt sucht - wie die psychologisch orien-<br />

tierten Psycholinguisten.<br />

Dementsprechend stammen die meisten Studien, die sich kritisch mit Chomskys "poverty of<br />

stimulus"-Argument (vgl. (8)) auseinandersetzen, aus der psychologisch orientierten Spracher-<br />

werbsforschung. Dabei sind zwei Hauptrichtungen zu unterscheiden:<br />

(i) Der Interaktionismus wendet sich gegen die Vernachlässigung der Bedeutung des<br />

Inputs und der sozialen Entwicklung für den <strong>Grammatikerwerb</strong>.<br />

(ii) Kognitivistische Ansätze bestreiten die Unabhängigkeit des Spracherwerbs von der<br />

kognitiven Entwicklung und den formalen Charakter der Grammatik.

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