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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Ordnungsproblem 494<br />

3 Das Ordnungsproblem<br />

Daß Merkmale prinzipiell unabhängig voneinander instantiiert werden können, bedeutet nicht,<br />

daß es keine Beschränkungen für die Reihenfolge der Instantiierungsprozesse geben kann.<br />

Außerdem ergaben sich bei den Analysen in Kapitel III einige Generalisierungen über Er-<br />

werbsreihenfolgen, die der Erklärung bedürfen. Die Frage, worauf solche Generalisierungen<br />

beruhen, ist eine zentrale Frage, mit der sich eigentlich jede Theorie des Spracherwerbs aus-<br />

einandersetzen müßte. Dennoch spielt das Ordnungsproblem in der aktuellen psycholinguisti-<br />

schen Diskussion eine eher untergeordnete Rolle.<br />

Dies liegt meines Erachtens <strong>zum</strong> Teil am Scheitern der Theorie der derivationellen Komple-<br />

xität, in der Entwicklungsabfolgen für syntaktische Konstruktionen allein aus der Anzahl invol-<br />

vierter Transformationen abgeleitet wurden (Miller/Chomsky 1963, Brown/Hanlon 1970).<br />

Wie in Kapitel I erläutert, stellte diese Theorie den ersten rein linguistisch basierten Versuch<br />

zur Erklärung von Entwicklungssequenzen dar. Zuvor hatte man die Struktur des Erwerbsver-<br />

lauf entweder überhaupt nicht ausführlicher diskutiert, oder man hatte sie auf die generelle<br />

kognitive Entwicklung und den Erwerb der sprachlich ausgedrückten Konzepte zurückgeführt.<br />

Dementsprechend hoch waren dann auch die Erwartungen an die Theorie der derivationellen<br />

Komplexität - und um so größer war nach ihrem Scheitern auch die Skepsis gegenüber dem<br />

Versuch, Erwerbssequenzen aus der syntaktischen Komplexität der involvierten Strukturen<br />

herzuleiten.<br />

Diese Skepsis war meines Erachtens berechtigt: Zum einen war der Komplexitätsmaßstab<br />

der Theorie der derivationellen Komplexität - die Anzahl involvierter Transformationen - nicht<br />

direkt an das Auftreten von morphologischen oder syntaktischen Elementen gebunden und<br />

daher sehr theorieabhängig; <strong>zum</strong> anderen war diese Theorie nicht in ein generelleres Modell<br />

des Spracherwerbsmechanismus eingebettet. Dadurch blieb unklar, auf welche Weise die<br />

syntaktische Komplexität die Erwerbsreihenfolgen beeinflußt.<br />

Auch "klassische" Parameter bieten keine gute Ausgangsbasis für eine Lösung des Ord-<br />

nungsproblems. Sie liefern nämlich weder einen Komplexitätsmaßstab noch sind sie per defini-<br />

tionem aufeinander bezogen. Daher postulierte man in der PPT <strong>zum</strong> einen Reifungspläne und<br />

zusätzliche Erwerbsprinzipien wie das Teilmengenprinzip; <strong>zum</strong> anderen versuchte man in<br />

Unique-Trigger-Ansätzen, Entwicklungsreihenfolgen auf Implikationsbeziehungen zwischen

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