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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Entwicklungsproblem 492<br />

meisten untersuchten Kindern nach dem Merkmal [±hr] instantiiert wird - was zu systema-<br />

tischen Akkusativübergeneralisierungen auf Dativkontexte führt.<br />

Drittens habe ich in Kapitel II im Anschluß an Pinker (1984, 1999) angenommen, daß Kin-<br />

der anfangs zunächst wortformspezifische Lexikoneinträge für einzelne Flexionsformen schaf-<br />

fen und erst später dekomponierte Repräsentationen für Stämme und Affixe aufbauen. Wenn<br />

dies der Fall ist, sollten Kinder eine Phase durchlaufen, in der sie zwar über einige Vollform-<br />

einträge mit Spezifikationen für ein Merkmal M1 verfügen, aber noch keinen separaten Affix-<br />

eintrag mit einer Spezifikation für M1 haben. In dieser Phase sollte das betreffende Kind nur<br />

für diejenigen Lexeme Formen mit der entsprechenden Markierung produzieren, für die es<br />

entsprechend spezifizierte Vollformeinträge aufgebaut hat. Die overte Realisierung des Merk-<br />

mals M1 sollte somit lexikalischen Beschränkungen unterliegen. Evidenz für solche anfänglichen<br />

lexikalischen Beschränkungen habe ich in Kapitel III u.a. bei der Analyse des Erwerbs von<br />

Nomenpluralen und Possessivmarkierungen erbracht.<br />

Somit läßt sich auf der Basis der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus ein Modell<br />

des Spracherwerbsmechanismus entwickeln, das auf der Interaktion von Prinzipien und Merk-<br />

malsspezifikationen beruht, Entwicklungsdissoziationen beim Aufbau von Lexikoneinträgen und<br />

bei der Merkmalsinstantiierung sowie anfängliche lexikalische Beschränkungen von morpholo-<br />

gischen Markierungen erlaubt. In einem solchen Modell läßt sich der Erwerbsprozeß als ein<br />

schrittweiser Ausdifferenzierungsprozeß konzipieren, der durch den Aufbau von Lexikonein-<br />

trägen und die Integration von Merkmalsspezifikationen in diese Lexikoneinträge gesteuert<br />

wird. Damit ergibt sich die zeitliche Ausdehnung der sprachlichen Entwicklung ohne weitere<br />

Zusatzannahmen zu Reifungsprozessen direkt aus dem Aufbau lexikalischer Repräsentationen<br />

mit zielsprachlichen Merkmalsspezifikationen.<br />

Zugleich lassen sich die beobachtbaren Gemeinsamkeiten von Kinder- und Erwachsenen-<br />

sprache in einem solchen Modell auf verschiedene Faktoren zurückführen: (i) auf die frühe<br />

Verfügbarkeit der angenommenen Metaprinzipien, (ii) auf das Vorliegen von Lexikoneinträ-<br />

gen, die <strong>zum</strong>indest für einen Teil der zielsprachlichen Merkmale spezifiziert sind, sowie (iii) auf<br />

das Vorliegen von unanalysierten oder nur teilweise analysierten Strukturen, die im Verlauf der<br />

weiteren Entwicklung noch reanalysiert werden müssen, aber sich formal nicht von zielsprach-<br />

lichen Strukturen unterscheiden (vgl. z.B. die zielsprachliche Verwendung der Determinierer-<br />

Nomen-Kombination die-henne in einem Nominativkontext: da ist die-henne).

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