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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Entwicklungsproblem 489<br />

zusammengefaßt wurden, ohne daß Veränderungen in den Realisierungs- und Korrektheits-<br />

raten berücksichtigt wurden. Insbesondere konnte ich zeigen, daß die von Hyams (1999)<br />

angeführten hohen Determiniererrealisierungsraten und die von Schütze (1996) diskutierten<br />

hohen Korrektheitsraten für die Kasusflexion auf Daten beruhten, deren MLU-Werte für die<br />

Zuordnung zur "frühesten Phase der grammatischen Entwicklung" zu hoch sind.<br />

Zugleich konnte ich nachweisen, daß man selbst aus hohen Realisierungs- und Korrekt-<br />

heitsraten in sehr frühen Entwicklungsphasen nicht einfach auf das Vorliegen von zielsprach-<br />

lichen Repräsentationen schließen kann. Insbesondere konnte ich für eine Reihe von Phäno-<br />

menen U-förmige Entwicklungsverläufe dokumentieren - z.B. für die Determiniererrealisie-<br />

rungsrate, für den Anteil zielsprachlich flektierter Formen sowie für den Anteil von Personal-<br />

pronomina an der Gesamtzahl lexikalischer und pronominaler Nominalphrasen. Solche U-<br />

Kurven deuten darauf hin, daß die betreffenden nominalen funktionalen Elemente anfangs un-<br />

analysierte Teile formelhafter Strukturen sind, die zwar zu zielsprachlich aussehenden Äuße-<br />

rungen führen können, im Verlauf der wieteren sprachlichen Entwicklung aber reanalysiert<br />

werden. Diese Reanalyse kann dann den vorübergehenden Einschnitt bei den Realisierungs-<br />

und Korrektheitsraten erklären: Sobald das Kind erkennt, daß die anfänglich unanalysierten<br />

Strukturen Elemente enthalten, die es nicht analysieren kann, sollte es solche Elemente nämlich<br />

vorübergehend auslassen, bis es die entsprechende zielsprachliche Repräsentation erworben<br />

hat.<br />

Weitere Unterstützung für die Annahme eines Übergangs von unanalysierten Strukturen zu<br />

zielsprachlichen Repräsentationen brachten die Distributionsanalysen, die ich für D-Elemente<br />

und morphologische Markierungen durchgeführt habe. Diese Analysen zeigten nämlich, daß<br />

das Auftreten dieser Elemente anfangs weitestgehend auf einige wenige Verbindungen wie<br />

noch-ein+X beschränkt war, die möglicherweise als Einheiten gespeichert sind. Dies unter-<br />

stützt die Hypothese, daß es sich bei diesen Elementen nicht um zielsprachliche Realisierungen<br />

von DP-Merkmalen handelt, sondern z.B. um Pseudo-Determinierer oder Pseudo-Pronomina<br />

- d.h. um Elemente, die wie D-Elemente oder Pronomina aussehen, aber nicht auf zielsprach-<br />

lichen Repräsentationen basieren.<br />

Insgesamt betrachtet konnte somit durch entsprechende Reanalysen gezeigt werden, daß<br />

die Belege für frühe zielsprachliche Strukturen, die zur Unterstützung der Hypothese der voll-<br />

ständigen Kompetenz vorgelegt wurden, z.T. aus relativ späten Erwerbsphasen stammen.

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