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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Entwicklungsproblem 487<br />

zur Verfügung steht. Gegen diese Interpretation haben Vertreter der Hypothese der vollständi-<br />

gen Kompetenz aber eine Reihe von empirischen und konzeptuellen Argumenten vorgebracht,<br />

die in Kapitel III ausführlich diskutiert worden sind:<br />

So haben z.B. Höhle und Weissenborn (1999, 2000) versucht, durch experimentelle Stu-<br />

dien Evidenz für die Annahme zu liefern, daß Kinder selbst dann für D-Elemente in Texten<br />

sensitiv sind, wenn sie selbst noch nicht in allen obligatorischen Kontexten die entsprechenden<br />

grammatischen Morpheme produzieren. Dabei konnten sie z.B. nachweisen, daß Kinder, die<br />

selbst noch keine Artikel produzieren, bereits Texten länger zuhören, wenn diese Texte einen<br />

Artikel enthalten, der ihnen zuvor mehrfach in Isolation präsentiert worden ist. Aus solchen<br />

Befunden kann man meiner Auffassung nach aber lediglich den - mit der Strukturaufbauhypo-<br />

these vereinbaren - Schluß ziehen, daß Kinder möglicherweise bereits vor der frühen Zwei-<br />

Wort-Phase bestimmte Kookkurrenzmuster erworben haben und diese als "Ankerpunkte" für<br />

die weitere Segmentierung und Kategorisierung des Inputs verwenden können. Aus der frühen<br />

Sensitivität für funktionale Elemente in Texten allein kann aber nicht gefolgert werden, daß die<br />

betreffenden Kinder bereits über zielsprachliche relationale, funktionale und formale Merk-<br />

malsspezifikationen für diese Elemente verfügen.<br />

Daher bemühen sich Vertreter der Hypothese der vollständigen Kompetenz <strong>zum</strong> einen,<br />

alternative Erklärungen für die beobachteten Abweichungen von der Zielsprache zu geben;<br />

<strong>zum</strong> anderen versuchen sie nachzuweisen, daß Kinder bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase<br />

systematisch zielsprachliche Strukturen gebrauchen, die funktionale Projektionen involvieren.<br />

Angesichts dieser Studien habe ich in Kapitel III dargelegt, daß sich die empirischen Befunde<br />

zur Nominalphrasenstruktur und -flexion in der frühen Zwei-Wort-Phase nicht durch die<br />

vorgeschlagenen Erklärungen erfassen lassen. Zugleich habe ich durch Analysen des Entwick-<br />

lungsverlaufs sowie durch Distributionsanalysen gezeigt, daß die Analysen, die zur Unterstüt-<br />

zung der Hypothese der vollständigen Kompetenz vorgelegt wurden, z.T. auf Daten aus relativ<br />

späten Erwerbsphasen beruhen oder formelhafte Strukturen mit unanalysierten Elementen<br />

involvieren:<br />

Den Ausgangspunkt für die entsprechenden Analysen bildete der Nachweis einer Phase<br />

ohne overte Realisierungen von DP-Merkmalen - d.h. ohne D-Elemente, Personalpronomina,<br />

morphologische Kasus- oder Kongruenzmarkierungen und Possessivmarkierungen. Die in<br />

dieser Phase beobachteten Abweichungen von der Zielsprache beschränkten sich nicht - wie

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