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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Entwicklungsproblem 486<br />

sprache. Insbesondere spricht es, wie im vorangegangenen Kapitel dargelegt, für die frühe<br />

Verfügbarkeit des Relationserhaltungsprinzips, daß Kinder anfangs nur Possessivkonstruk-<br />

tionen produzieren, in denen der hierarchisch höher angesiedelte POSSESSOR dem niedriger<br />

positionierten POSSESSUM vorangeht - und zwar auch dann, wenn die Zielsprache andere<br />

Linearisierungen erlaubt bzw. erfordert.<br />

Insgesamt betrachtet unterstützen die vorliegenden Befunde somit die Arbeitshypothese<br />

E-I, der zufolge die angenommenen (Meta-)Prinzipien zu keinem Zeitpunkt im Erwerbsverlauf<br />

verletzt werden (vgl. u.a. Pinker 1984, Crain 1991 sowie Arbeitshypothese E-I).<br />

ad (ii) Die Strukturaufbauhypothese<br />

Die in Kapitel III diskutierten Auslassungen und phonetischen Reduktionen von funktionalen<br />

Elementen sowie die fehlende Evidenz für nominalphraseninterne Bewegungsprozesse in der<br />

frühen Zwei-Wort-Phase lieferten Evidenz für die Annahme, daß die von Kindern im<br />

Erwerbsverlauf erzeugten Repräsentationen anfangs noch unterspezifiziert sein können - d.h.<br />

noch nicht alle Merkmalsspezifikationen der Zielsprache aufweisen (Arbeitshypothese E-II).<br />

Den Ausgangspunkt für die entsprechenden Analysen bildeten die drei folgenden Beobach-<br />

tungen zur frühen deutschen und englischen Kindersprache (vgl. u.a. Clahsen/Eisenbeiß/<br />

Vainikka 1994, Eisenbeiß 1994, Müller 1994, 2000, Müller et al. 2002 bzw. Brown 1973,<br />

Radford 1990, Radford/Galasso 1998):<br />

(16) Nominalphrasen in der frühen deutschen und englischen Kindersprache<br />

(a) D-Elemente (Determinierer, Quantoren, Possessivpronomina u.a.) sind optional und<br />

treten in komplementärer Distribution mit Adjektiven auf: Es finden sich Kombinationen<br />

von D-Elementen und Nomina sowie Verbindungen von Nomina mit Adjektiven,<br />

aber keine Kombinationen von D-Elementen und Adjektiven.<br />

(b) Die Kasusflexion und die nominalphraseninterne Kongruenzflexion sind nicht<br />

zielsprachlich. Anstelle der zielsprachlich flektierten Formen produzieren Kinder<br />

häufig Formen mit ausgelassener oder inadäquater Flexion (z.B. *zwei huhn, *two<br />

car, *him go oder *der auto) sowie phonetisch reduzierte Formen von Artikeln<br />

(z.B. e oder de).<br />

(c) In Possessivkonstruktionen wie Leonies Huhn wird die Possessivmarkierung -s<br />

ausgelassen.<br />

Die Beobachtungen in (16) scheinen auf den ersten Blick klar zu zeigen, daß die DP, die in der<br />

Zielsprache D-Elemente, nominale Flexive und Possessivmarkierungen aufnimmt, noch nicht

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