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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das Entwicklungsproblem 485<br />

2 Das Entwicklungsproblem<br />

Wie in Kapitel I.6.2 erläutert, rückte die zeitliche Struktur des Erwerbsverlaufs erst in den<br />

Mittelpunkt der Spracherwerbsforschung, als man in der PPT zu diskutieren begann, warum<br />

sich der <strong>Grammatikerwerb</strong> über mehrere Jahre erstreckt, wenn Kinder tatsächlich bereits über<br />

angeborene Kategorien, Prinzipien und Parameter verfügen. Dabei befaßte man sich zunächst<br />

vor allem mit der Frage, ob die Prinzipien, die den Hypothesenraum spracherwerbender Kin-<br />

der beschränken, erst aufgrund von genetisch bedingten neuronalen Reifungsprozessen verfüg-<br />

bar werden oder von Anfang an zur Verfügung stehen. Später wurde diese Diskussion durch<br />

die Frage ergänzt, ob spracherwerbende Kinder bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase über<br />

zielsprachliche Repräsentationen verfügen (Hypothese der vollständigen Kompetenz) oder<br />

nicht (Strukturaufbauhypothese). Außerdem wurde im Rahmen von Strukturaufbauansätzen<br />

diskutiert, wie der Übergang zu zielsprachlichen Repräsentationen erfolgt - durch neuronale<br />

Reifungsprozesse oder aber durch lexikalisches Lernen.<br />

Alle drei Fragen habe ich in den vorangegangenen Kapiteln untersucht. Die dabei erzielten<br />

Ergebnisse sprechen (i) für die Kontinuität des Erwerbsmechanismus, (ii) für die Strukturauf-<br />

bauhypothese sowie (iii) für einen graduellen, merkmals- und lexikongesteuerten Strukturauf-<br />

bau.<br />

ad (i) Die Kontinuität des Erwerbsmechanismus<br />

Die Befunde der in Kapitel I und Kapitel II.2 angesprochenen Studien lieferten keine<br />

überzeugende Evidenz für die "Reifung" formaler Prinzipien. Vielmehr unterstützen sie die<br />

Kontinuitätshypothese, der zufolge die Prinzipien, die den Hypothesenraum spracherwerben-<br />

der Kinder beschränken, bereits zu Beginn der grammatischen Entwicklung verfügbar sind<br />

(vgl. u.a. Pinker 1984, Crain 1991). Zugleich wurden bei den Analysen der Nominalphrasen-<br />

entwicklung in Kapitel III keine empirischen Befunde erzielt, die man auf Verletzungen der<br />

angenommenen (Meta-)Prinzipien zurückführen könnte.<br />

Außerdem konnten nicht-zielsprachliche Strukturen beobachtet werden, die darauf hin-<br />

deuten, daß Kinder im Erwerbsverlauf Repräsentationen aufbauen können, die zwar von der<br />

Zielsprache abweichen, aber dennoch denselben Prinzipien unterliegen wie die Erwachsenen-

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