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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 34<br />

(8) Das "poverty of stimulus"-Argument Chomskys (1965)<br />

Prämissen:<br />

- Der Input des Kindes ist defizitär.<br />

- Der Spracherwerb verläuft weitestgehend unabhängig von der<br />

sozialen Entwicklung.<br />

- Der Spracherwerb verläuft weitestgehend unabhängig von der<br />

kognitiven Entwicklung.<br />

- Kinder erwerben eine komplexe formale Grammatik.<br />

Schlußfolgerungen:<br />

- Kinder verfügen über einen angeborenen, sprachspezifischen<br />

Erwerbsmechanismus.<br />

- Zum Erwerbsmechanismus gehören formale und substantielle<br />

Universalien.<br />

Zur Überprüfung dieser Prämissen und Schlußfolgerungen wurden Ergebnisse, Modelle und<br />

Methoden aus allen Teildisziplinen der Kognitionswissenschaft herangezogen, v.a. aus der<br />

Kognitions-, Entwicklungs- und Sozialpsychologie, der Mathematik und der Künstlichen Intel-<br />

ligenz. Dabei entstanden drei Richtungen innerhalb der Spracherwerbsforschung:<br />

- die psychologisch orientierte Spracherwerbsforschung,<br />

- die Lernbarkeitstheorie und<br />

- die linguistisch orientierte Spracherwerbsforschung.<br />

4.3 Die psychologisch orientierte Spracherwerbsforschung<br />

Die stärkste Kritik an der Argumentation Chomskys, aber auch der erste Anstoß zur Entwick-<br />

lung eines neuen Forschungsbereichs kamen aus der Psychologie (Bruner 1975, Snow 1977,<br />

Piaget 1980a, b, c). Daß man sich innerhalb der Psychologie überhaupt so intensiv mit lin-<br />

guistischen Fragestellungen und Annahmen auseinandersetzte, war ein Ergebnis der kognitiven<br />

Wende. Solange die Psychologie behavioristisch dominiert war, fand praktisch keine pro-<br />

duktive Auseinandersetzung zwischen Linguistik und Psychologie statt. Die beiden durch<br />

Skinner und Chomsky repräsentierten Extrempositionen waren dafür zu weit voneinander<br />

entfernt: Spracherwerb unter linguistischen Gesichtspunkten zu untersuchen, war in den 60er<br />

Jahren mehr oder weniger gleichbedeutend mit der Übernahme einer mentalistischen, nati-<br />

vistischen, formalistischen und modularistischen Position und der Suche nach diskontinuier-<br />

lichen Phasen im Erwerbsverlauf. Sprachentwicklung aus psychologischer Perspektive zu<br />

betrachten, hieß demgegenüber, einen behavioristischen, empiristischen, funktionalistischen

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