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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 482<br />

Dadurch, daß derselbe Inhalt in aufeinanderfolgenden Äußerungen wiederholt und rephra-<br />

siert wird, kommen nämlich sog. Variationssequenzen zustande (vgl. u.a. Küntay/Slobin 1996,<br />

Bowerman et al. 2002). Bei diesen handelt es sich um Abfolgen von mehreren Erwachsenen-<br />

äußerungen, denen eine konstante kommunikative Intention zugrunde liegt, und die eine Reihe<br />

von Eigenschaften aufweisen: lexikalische Substitution und Rephrasierung (vgl. (9c) vs. (9d)),<br />

die Hinzufügung oder Tilgung von spezifischer Referenz (vgl. (9b) vs. (9c) bzw. (9d)) sowie<br />

die Umstellung von Konstituenten (vgl. (9a) vs. (9d); vgl. Küntay/Slobin 1996:267):<br />

(9) (a) Who did we see when we went out shopping today?<br />

(b) Who did we see?<br />

(c) Who did we see in the store?<br />

(d) Who did we see today?<br />

(e) When we went out shopping, who did we see?<br />

Solche Variationssequenzen sind in der Kommunikation mit Kindern keine seltenen Aus-<br />

nahmefälle. So waren z.B. 21% (= 667/3167) bzw. 35% (= 377/1072) der Erwachsenen-<br />

äußerungen in den von Küntay und Slobin analysierten türkischen Mutter-Kind-Korpora<br />

(Alter der Kinder: 1;8-2;3 bzw. 1;6-1;11) Teile von Variationssequenzen (vgl. Küntay/Slobin<br />

1996, Bowerman et al. 2002). Dafür, daß Kinder in solchen Variationssequenzen dasselbe<br />

Nomen in verschiedenen Kasuskontexten hören, spricht z.B. die Beobachtung von Küntay<br />

und Slobin (1996:274), daß das Nomen el 'Hand' in dem von ihnen untersuchten türkischen<br />

Korpus (1;8-2;3) 57mal auftrat - und zwar sowohl ohne overte Markierung als auch mit<br />

Akkusativ-, Dativ-, Instrumental-, Lokativ- und Genitivmarkierungen. Außerdem konnte in<br />

Studien <strong>zum</strong> Erwerb typologisch sehr unterschiedlicher Sprachen gezeigt werden, daß Varia-<br />

tionssequenzen nicht nur im europäischen und nordamerikanischen Kulturkreis eine zentrale<br />

Rolle spielen, sondern auch beim Erwerb der indischen Sprachen Hindi und Tamil und der<br />

Mayasprache Tzeltal (vgl. z.B. Bowerman et al. 2002).<br />

Daß der Input von deutschen Kindern Variationssequenzen mit Formkontrasten enthält, die<br />

für den Erwerb der Nominalphrasenstruktur und -flexion entscheidend sind, läßt sich am<br />

Beispiel einer längeren Diskurssequenz aus dem Andreas-Korpus verdeutlichen. Im Mittel-<br />

punkt dieser Sequenz, in der Andreas mit seiner Mutter, seinem Opa, der Untersucherin<br />

Annette sowie mit seinem Bruder Thorsten interagiert, steht der Gummidelphin "Flipper" (vgl.<br />

Anhang K für die entsprechenden Ausschnitte aus dem Transkript).

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