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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 481<br />

Empirische <strong>Untersuchung</strong>en haben gezeigt, daß ein solches Idealbild des Inputs tatsächlich<br />

näher an der Realität ist als die Vorstellung von systematischer Korrektur: Wie in Kapitel I.4.4<br />

dargelegt, konnte zwar keine Evidenz für die systematische Verwendung von negativer Evi-<br />

denz erbracht werden; es zeigte sich aber, daß der Input, den Kinder erhalten, einige univer-<br />

selle Charakteristika aufweist, die eine Rolle im Erwerbsprozeß zu spielen scheinen (vgl. u.a.<br />

Ingram 1989:132, Locke 1995:288f.):<br />

Erstens ist der Input von Kindern durch eine stark übertriebene Sprachmelodie, eine über-<br />

deutliche Betonung markanter Satzteile sowie durch eine höhere Stimmlage gekennzeichnet.<br />

Diese prosodischen Eigenschaften des Inputs können nicht nur - wie oben erläutert - einen<br />

Beitrag zur Ermittlung der Kopf-Komplement-Abfolge leisten (vgl. Mazuka 1996, Nespor/<br />

Guasti/Christophe 1996, Guasti et al. 2001, Höhle et al. 2001); sie erhöhen auch die Salienz<br />

der betonten Satzteile und ermöglichen die Segmentierung von Lautketten sowie die Etablie-<br />

rung von Konstituentengrenzen (vgl. u.a. Gerken 1996, Jusczyk 1997). Dadurch können sie<br />

helfen, einzelne Formen im Input zu identifizieren und davon ausgehend Formkontraste zu<br />

ermitteln.<br />

Zweitens beschränken sich Diskurse mit Kindern im allgemeinen auf einfache Sachverhalte<br />

im Hier und Jetzt. Diese Beschränkung erlaubt zwar nicht immer eine eindeutige Identifikation<br />

der Ereignisse bzw. Partizipanten, auf die sich die betreffenden Verben und Nomina beziehen<br />

(vgl. Gleitman 1990 sowie Kapitel IV.4 für eine ausführlichere Diskussion). Die thematische<br />

Einschränkung des Diskurses sollte den semantischen Erwerb aber <strong>zum</strong>indest erleichtern - und<br />

damit auch die Ermittlung der Funktionskontraste, die mit den Formkontrasten im Input von<br />

Kindern einhergehen.<br />

Drittens ist der Input von Kindern durch die Verwendung kurzer, wohlgeformter Sätze mit<br />

wenigen Einbettungen sowie durch einen hohen Redundanzgrad charakterisiert. Dies erhöht<br />

die Wahrscheinlichkeit dafür, daß der Input echte Minimalpaare wie z.B. Da ist ein Hahn vs.<br />

Da ist der Hahn und Satzpaare wie Da ist ein Hahn vs. Da ist eine Henne enthält, die eine<br />

Instantiierung von grammatischen Merkmalen erlauben (in diesem Falle die Instantiierung von<br />

[±DEF] bzw. [+FEM]): Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich zwei Sätze nur in<br />

einem Wort unterscheiden umso höher, je weniger Wörter diese Sätze aufweisen; <strong>zum</strong> ande-<br />

ren gewährleistet der hohe Redundanzgrad des Inputs, daß dieselben lexikalischen Elemente<br />

immer wieder in unterschiedlichen morpho-syntaktischen Kontexten auftreten.

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