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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 479<br />

die mit den angenommenen Prinzipien und Kategorisierungsprädispositionen vereinbar sind. So<br />

müssen Kinder den Überlegungen in Kapitel II.3.6 und Kapitel II.4 zufolge z.B. keine Hypo-<br />

thesen zu Genusmerkmalen überprüfen, bevor sie Paradigmen für Träger dieser Merkmale<br />

aufbauen und dabei auf Formkontraste stoßen, die sie nicht auf Unterschiede in der Funktion<br />

der betreffenden Formen beziehen können.<br />

Weitere Beschränkungen ließen sich aus der Annahme ableiten, daß der Hypothesenraum<br />

spracherwerbender Kinder durch unidirektionale Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Merk-<br />

malsspezifikationen beschränkt ist, die sich aus der Beziehung zwischen Prädikaten und Argu-<br />

menten ergeben (vgl. Aikhenvald/Dixon 1998): Erstens legt das Prädikat nicht nur die Anzahl,<br />

sondern auch den Typ seiner Argumente fest. Daher können die funktionalen Merkmalsspezifi-<br />

kationen des Prädikats Einfluß auf die Spezifikationen seiner Argumente haben, aber nicht um-<br />

gekehrt. So markiert man in vielen Sprachen einige Persondistinktionen nur in bestimmten<br />

Tempora. Beispielsweise werden die 1.Ps.Sg. und die 3.Ps.Sg. im Deutschen im Präsens<br />

unterschieden (ich füttere vs. er füttert), im Präteritum fallen sie hingegen zusammen (ich/er<br />

fütterte). Tempusdistinktionen sind hingegen stets unabhängig von Spezifikationen in bezug auf<br />

die Dimension PERSON (Aikhenvald/Dixon 1998:70f.).<br />

Zweitens ist zu erwarten, daß relationale Merkmalsspezifikationen unidirektional von den<br />

funktionalen Merkmalsspezifikationen der involvierten Prädikate und Argumente abhängen, da<br />

die zueinander in Beziehung gesetzten Elemente konstitutiv für die zwischen ihnen hergestellten<br />

Relationen sind (Aikhenvald/Dixon 1998). Dementsprechend bestimmen z.B. in Sprachen mit<br />

einem sog. "gespaltenen" Ergativsystem die jeweiligen Tempus-, Aspekt- oder Personspezifi-<br />

kationen, ob ein Akkusativ- oder ein Ergativsystem zur Markierung der Argumente verwendet<br />

wird (vgl. Kapitel II.3.5). So zeigt z.B. das Hindi nur in Perfektkontexten ein ergatives Kasus-<br />

system, bei anderen Aspektspezifikationen treten Nominativ- und Akkusativmarkierungen auf.<br />

Nicht dokumentiert sind hingegen Sprachen, bei denen das Auftreten von bestimmten funk-<br />

tionalen Merkmalsspezifikationen durch die Kasusspezifikationen der involvierten Argumente<br />

beschränkt wird.<br />

Weder in den diskutierten Studien noch bei der Analyse der in Kapitel III diskutierten<br />

Daten ergaben sich irgendwelche Hinweise darauf, daß Kinder die angenommenen Beschrän-<br />

kungen des Hypothesenraums verletzen. Dies deutet darauf hin, daß der Hypothesenraum<br />

spracherwerbender Kinder tatsächlich nicht nur durch die angenommenen formalen

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