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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 478<br />

pro-drop-Parameter anfänglich auf den Wert [+pro-drop] festgelegt ist, nicht bestätigen. Viel-<br />

mehr scheint die Distribution leerer Argumente bereits sehr früh durch die jeweilige Ziel-<br />

sprache beeinflußt zu sein (vgl. u.a. Valian 1991, Clahsen/Kursawe/Penke 1996, Austin et al.<br />

1997).<br />

Zweitens ließen sich alle Abweichungen von der Zielsprache, die bei den Analysen in<br />

Kapitel III festgestellt wurden, auf die Unterspezifikation der betreffenden Repräsentationen<br />

zurückführen. Es waren zwar anfängliche Auslassungen oder phonetische Reduktionen von<br />

funktionalen Elementen und morphologischen Markierungen zu beobachten, die für die<br />

syntaktische Inaktivität der entsprechenden zielsprachlichen Merkmale sprachen; es fand sich<br />

aber z.B. keine Evidenz für einen Akkusativ/Ergativparameter, der anfangs auf einen der bei-<br />

den Werte festgelegt ist. Vielmehr entsprach die Distribution von Kasusmarkierungen ab der<br />

ersten kontrastiven Verwendung dieser Markierungen dem jeweiligen zielsprachlichen Kasus-<br />

system. Nicht-zielsprachliche Verwendungen von Kasusmarkierungen lagen zwar vor; diese<br />

Abweichungen von der Zielsprache ließen sich aber in allen Fällen durch die Annahme<br />

erklären, daß die Kinder lexemspezifische Eigenschaften einiger Kasuszuweiser bzw. Kasus-<br />

träger noch nicht erworben hatten. So kann man beispielsweise die beobachteten Übergenera-<br />

lisierungen von Akkusativmarkierungen auf Argumente einer dativfordernden Präposition wie<br />

mit darauf zurückführen, daß das betreffende Kind noch nicht gelernt hat, daß diese Präposi-<br />

tion nicht den Defaultkasus für Präpositionalargumente zuweist, sondern den Dativ.<br />

Kinder scheinen somit relativ schnell die grundlegenden Charakteristika ihrer jeweiligen<br />

Zielsprache zu erwerben. Dies wäre angesichts der Menge potentieller Merkmale und der<br />

Möglichkeiten ihrer Interaktion erstaunlich, wenn der Hypothesenraum nur durch die diskutier-<br />

ten formalen Universalien und Kategorisierungsprädispositionen begrenzt wäre, aber keinerlei<br />

interne Struktur aufwiese. In Kapitel II hatte ich daher die in Unique-Trigger-Ansätzen<br />

vertretene Vorstellung aufgegriffen, daß der Hypothesenraum eine interne Struktur aufweist,<br />

die sich aus Implikationsbeziehungen zwischen Erwerbsprozessen und aus der Zugänglichkeit<br />

von Inputdaten ergibt (vgl. Nishigauchi/Roeper 1987, Roeper/Weissenborn 1990, Roeper/<br />

deVilliers 1992, Penner 1994, Penner/Weissenborn 1996). Wenn man von dieser Vorstellung<br />

ausgeht, hat dies nicht nur Konsequenzen für die Analysen <strong>zum</strong> Ordnungsproblem (vgl.<br />

Kapitel IV.3). Wenn der Hypothesenraum spracherwerbender Kinder tatsächlich eine interne<br />

Struktur aufweist, müssen diese nämlich nicht zu jedem Zeitpunkt alle Hypothesen überprüfen,

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