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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 474<br />

Neben referentiellen Argumenten können lexikalische Elemente auch Individuenargumente<br />

haben, die durch Nominalphrasen realisiert werden. Diese Argumente können durch morpho-<br />

logische Kasusmarkierungen, durch Kongruenzmarkierungen sowie durch die Positionierung in<br />

einer bestimmten syntaktischen Position gebunden werden (vgl. u.a. Kiparsky 1992, 1997,<br />

2001 Wunderlich 1997). Die Distribution der entsprechenden Markierungen bzw. die Posi-<br />

tionierung der Argumente läßt sich durch relationale Merkmale erfassen. Dies wurde in Kapitel<br />

II.3.5 und Kapitel III.3.4 am Beispiel von Kasusmarkierungen erläutert und untersucht.<br />

Dabei wurden die entsprechenden Prädispositionen auf die Fähigkeit zurückgeführt festzu-<br />

stellen, welche Ereignispartizipanten Kontrolle über das betreffende Ereignis ausüben und wel-<br />

che asymmetrischen Abhängigkeitsbeziehungen zwischen diesen Partizipanten bestehen: Die<br />

Fähigkeit, Kontrolleigenschaften zu ermitteln, ermöglicht den Aufbau semantischer Repräsen-<br />

tationen, bei denen die einzelnen Argumente für das Merkmal [±c(ontrol)] spezifiziert sind, das<br />

die Kasusdistribution in Aktiv/Inaktivsprachen regelt: [+c]-Argumente erhalten Aktiv-<br />

markierungen und [-c]-Argumente tragen Inaktivmarkierungen.<br />

Werden die ermittelten Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Ereignispartizipanten mit Hilfe<br />

des Relationserhaltungsprinzips auf eine Hierarchie von Argumenten in semantischen Reprä-<br />

sentationen abgebildet, lassen sich aus dieser Hierarchie Spezifikationen für die beiden Merk-<br />

male [±h(igher)r(ole)] und [±l(ower)r(ole)] ableiten. Mit diesen beiden Merkmalen kann man<br />

zugleich die Klassen von Argumenten charakterisieren, die bei der Kasusmarkierung zu beob-<br />

achten sind: Zum einen lassen sich akkusativisch markierte [+hr]-Argumente von nominativisch<br />

markierten [-hr]-Argumenten abgrenzen; <strong>zum</strong> anderen kann man [+lr]-Argumente, die andere<br />

Argumente dominieren und eine Ergativmarkierung haben, von [-lr]-Argumenten unterschei-<br />

den, die Absolutivmarkierungen aufweisen.<br />

Wenn man Wortstellungsrestriktionen, Kasus- und Kongruenzmarkierungen für Argumente<br />

auf relationale Merkmale zurückführt, die sich direkt aus der Argumentstruktur ergeben, kann<br />

man nicht nur - wie in Kapitel II.3.5 und Kapitel III.3.4 gezeigt - auf die Annahme eines ange-<br />

borenen Inventars von Kasuskategorien wie NOMINATIV oder ERGATIV verzichten. Mit einer<br />

solchen Analyse kann man darüber hinaus auch Beschränkungen für die maximale Anzahl von<br />

Argumenten lexikalischer Elemente erfassen, die den Hypothesenraum spracherwerbender<br />

Kinder begrenzen sollten: Durch ein binäres Merkmal wie [±c] lassen sich nämlich maximal<br />

zwei Argumente unterscheiden - ein [+c]-Argument und ein [-c]-Argument. Dementsprechend

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