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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 472<br />

erklären, z.B. die Beobachtung, daß Subjekte in den meisten Sprachen der Welt dem direkten<br />

Objekt vorausgehen (vgl. z.B. Greenberg 1963b, Pullum 1977).<br />

Angesichts dieser Probleme leitet man einzelsprachliche grammatische Eigenschaften<br />

sowohl in merkmalsbasierten minimalistischen Ansätzen als auch in der HPSG und der LFG<br />

aus der Interaktion von universellen Prinzipien mit einzelsprachspezifischen Merkmalsspezifika-<br />

tionen ab. Dabei werden typologische Unterschiede allein durch Unterschiede in (Klassen von)<br />

Lexikoneinträgen und ihren Merkmalen erfaßt. Bei einem solchen Vorgehen vermeidet man<br />

nicht nur die empirischen und konzeptuellen Probleme, die sich aus dem traditionellen Para-<br />

meterkonzept ergeben; man kann auch die in Kapitel I.6.2 diskutierten Anforderungen an<br />

Analysen der typologischen Variation erfüllen: Der Erwerb der zielsprachlichen Grammatik<br />

basiert in einem merkmals- und lexikonbasierten Modell nämlich allein auf der Speicherung<br />

und Gewichtung von einfachen Strukturinformationen, die mit Kopfelementen verbunden sind,<br />

sowie auf der Verbindung solcher Informationen mit lexikalischen Elementen. Zugleich ergeben<br />

sich alle Beschränkungen der typologischen Variation allein aus den ohnehin anzunehmenden<br />

Kategorisierungsprädispositionen.<br />

Dabei muß man kein universelles Merkmalsinventar postulieren. In Kapitel II hatte ich im<br />

Anschluß an Slobin (1997) dafür argumentiert, daß nur solche Dimensionen grammatikalisiert<br />

werden, die (i) eine zentrale Rolle für die Repräsentation und Speicherung der unterschied-<br />

lichsten Typen von Ereignissen spielen, und sich (ii) auf eine Domäne beziehen, die sich ein-<br />

deutig und vollständig in eine kleine Anzahl von Subdomänen aufteilen läßt. Daß die Zuord-<br />

nung zu den jeweiligen Subdomänen hierbei keinen großen Berechnungsaufwand erfordert,<br />

läßt sich durch eine Beschränkung auf binäre Merkmale (vgl. u.a. Jakobson 1936/1971,<br />

Bierwisch 1967) erfassen. Nur solche Merkmale teilen nämlich die entsprechende Domäne<br />

entlang der betreffenden Dimension eindeutig und vollständig in einen "+"-Bereich und einen<br />

"-"-Bereich auf und gewährleisten so, daß jedes kategorisierte Element in einen dieser beiden<br />

Bereiche fällt und entsprechend markiert wird.<br />

Weitergehende Beschränkungen für grammatikalisierbare Distinktionen wurden in Kapitel<br />

II nicht postuliert. Vielmehr wurde versucht, die Beschränkungen des Merkmalsinventars für<br />

eine bestimmte Dimension aus den Eigenschaften der betreffenden Domäne und den Eigen-<br />

schaften der Argumentstrukur lexikalischer Elemente abzuleiten. Als Basis für kategoriale<br />

Merkmale wurde dabei eine Prädisposition angenommen, lexikalische Elemente aufgrund ihrer

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