25.02.2013 Aufrufe

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das logische Problem 470<br />

Formen unterscheiden. Dies würde die Distribution von Verbformen in Tab.IV-1 bis Tab.IV-<br />

5 erklären.<br />

Daß Kinder dennoch nicht von Anfang an in allen Äußerungen finite Verben verwenden<br />

und in die V2-Position bewegen, kann man darauf zurückführen, daß sie anfangs noch nicht<br />

für alle Verben über die erforderlichen finiten Verbformen verfügen, sondern nur einzelne<br />

Lexikoneinträge für morphologisch finite Verben haben. 4 Dabei sollte es sich bei den finiten<br />

Verben um eine begrenzte Menge von hochfrequenten Verbformen handeln, die bevorzugt in<br />

der V2-Position vorkommen, d.h. insbesondere um Modalverben, Kopulaverben und Auxilia-<br />

re sowie um einige Vollverbformen auf -t. Dies scheint auch tatsächlich der Fall zu sein, wie<br />

zahlreiche <strong>Untersuchung</strong>en zur deutschen Kindersprache zeigen (vgl. u.a. Clahsen 1988, 1990,<br />

Clahsen/Penke 1992, Clahsen/Penke/Parodi 1993, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996).<br />

Außerdem müssen die einzelnen Lexikoneinträge für finite Verbformen in der V2-Position,<br />

wenn man von der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus ausgeht, noch nicht alle ziel-<br />

sprachlichen Person-, Numerus- und Tempusspezifikationen aufweisen. Vielmehr lassen die<br />

Arbeitshypothesen E-III und E-IV eine unabhängige Instantiierung der einzelnen Merkmale<br />

und ihre unabhängige Integration in Lexikoneinträge für Vollformen erwarten. Dies entspricht<br />

der oben erwähnten Beobachtung, daß Kinder anfangs ein eingeschränktes Inventar von<br />

Flexionsformen und Distinktionen aufweisen und z.B. noch nicht das Affix -st zur Markierung<br />

der 2.Ps.Sg. gebrauchen (vgl. u.a. Clahsen 1988, 1990, Clahsen/Penke 1992).<br />

Zugleich sollte die Finitheitsmarkierung und die mit ihr verbundene Positionierung erst dann<br />

generalisiert werden, wenn Kinder auf der Basis der Vollformeinträge für finite und nicht-finite<br />

Verben dekomponierte Einträge für Stämme und Affixe schaffen (vgl. Arbeitshypothese E-V).<br />

Diese Vorhersage wird durch die angesprochenen Befunde <strong>zum</strong> Erwerb der deutschen V2-<br />

Stellung bestätigt, denen zufolge ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Erwerb<br />

regulärer verbaler Flexionsparadigmen und der Generalisierung der Verbbewegung besteht<br />

(vgl. u.a. Clahsen 1988, 1990, Clahsen/Penke 1992, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996).<br />

Insgesamt betrachtet sprechen die diskutierten Befunde somit dafür, daß Kinder von<br />

Anfang an von rechtsverzweigenden Strukturen ausgehen und so distributionale Informationen<br />

4 Außerdem können natürlich <strong>zum</strong>indest Teile der frühen V2-Strukturen mit morphologisch finiten<br />

Formen auf unanalysierten oder teilweise unanalysierten formelhaften Strukturen beruhen, wie sie<br />

in Kapitel III für den nominalen Bereich dokumentiert wurden (vgl. auch Tomasello 1992, 2001).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!