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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 469<br />

distributionale Informationen erforderlich sind (vgl. die Diskussion in Clahsen 1988, 1990,<br />

Weissenborn 1990, Clahsen/Kursawe/Penke 1996).<br />

Wenn man für deutsche Sätze eine rechtsverzweigende Struktur mit Negation/Adverb <<br />

Subjekt < Objekt < Verb-Basisstellung zugrunde legt (vgl. Arbeitshypothese L-I), sollten ein-<br />

fache uneingebettete Sätze diese Informationen bereitstellen können: Aus Sätzen mit Subjekt <<br />

Verb < Negation/Adverb (< Objekt)-Abfolge wie (6a) bzw. (6b) kann man schließen, daß<br />

das Verb und das Subjekt vor die Negation - d.h. in eine funktionale Projektion oberhalb der<br />

VP - bewegt worden sind, und anhand von Sätzen mit der Abfolge Objekt < Verb < Subjekt<br />

< Negation/Adverb (6c) kann man erkennen, daß das Verb nicht in der I 0 -Position, d.h. hinter<br />

dem Subjekt, verbleibt, sondern die C 0 -Position einnimmt, während das satzinitiale Objekt die<br />

Spezifiziererposition der CP besetzt.<br />

(6) (a) Der Hahn kräht nicht.<br />

(b) Das Huhn frißt nicht gerne Körner.<br />

(c) Körner frißt das Huhn nicht gerne.<br />

Auch wenn Kinder die Verbbewegungsprozesse ihrer Zielsprache ohne morphologischen<br />

Auslöser entdecken können, bedeutet dies nicht, daß der Verbstellungserwerb völlig unab-<br />

hängig von der morphologischen Entwicklung erfolgt. Insbesondere deuten zahlreiche Befunde<br />

darauf hin, daß die morphologische Entwicklung einen Einfluß auf die Generalisierung von<br />

Verbbewegungsprozessen haben kann. So konnte z.B. Clahsen (1988) zeigen, daß Mathias<br />

im Alter von 3;1 begann, das Flexiv -s produktiv zu gebrauchen und damit das gesamte Inven-<br />

tar verbaler Kongruenzflexive zu benutzen. Hierbei erreichte er dann auch Korrektheitsraten<br />

von um die 90%. Dieser Einschnitt in der morphologischen Entwicklung ging mit einem sprung-<br />

haften Anstieg des Anteils von Verben in V2-Position von 64% auf 97% einher (für ähnliche<br />

Befunde vgl. u.a. Clahsen 1990, Clahsen/Penke 1992, Clahsen/Eisenbeiß/Penke 1996:143,<br />

Clahsen/Kursawe/Penke 1996:9).<br />

Die angesprochenen Beobachtungen lassen sich erfassen, wenn man annimmt, daß Kinder<br />

durch Kontraste zwischen der Positionierung von finiten Verbformen und Infinitiven (vgl. z.B.<br />

Der Junge darf den Hahn nicht füttern oder Den Hahn darf der Junge nicht füttern)<br />

erkennen, daß nur finite Verben bewegt werden. Dann sollten sie nämlich bereits relativ früh<br />

zwischen einer vorderen Position für finite Verben und einer satzfinalen Position für nicht-finite

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