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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Das logische Problem 465<br />

Chomsky 2001). Andere psycholinguistische Daten, die klare Evidenz für bzw. gegen eine<br />

universelle Kopf-Komplement-Abfolge liefern, liegen meines Wissens nicht vor. Somit sind die<br />

verfügbaren psycholinguistischen Befunde mit dem Relationserhaltungsprinzip oder den Analy-<br />

sen von Haider bzw. Chomsky (2001) kompatibel, die keine feste Kopf-Komplement-<br />

Abfolge postulieren.<br />

Wenn man keine universelle Linearisierung von Köpfen und Komplementen annimmt, muß<br />

man aber erklären, warum Kinder bereits in der frühen Zwei-Wort-Phase nahezu keine Fehler<br />

in bezug auf die relative Position von Kopf und Komplement machen (vgl. u.a. Hirsh-Pasek/<br />

Golinkoff 1996). Hierzu nehmen Mazuka (1996), Nespor, Guasti und Christophe (1996),<br />

Guasti et al. (2001), Höhle et al. (2001) und andere an, daß Kinder bei der Ermittlung der<br />

zielsprachlichen Kopf-Komplement-Abfolge Gebrauch von prosodischen Informationen in<br />

ihrem Input machen können. Wenn der Kopf dem Komplement vorangeht, wie z.B. im Fran-<br />

zösischen, ist nämlich dasjenige phonologische Wort am prominentesten, das die rechte<br />

Grenze der betreffenden phonologischen Phrase bildet; bei rechtsköpfigen Sprachen wie dem<br />

Türkischen ist hingegen das linksperiphere Wort einer phonologischen Phrase am prominen-<br />

testen (Nespor/Vogel 1986, Hayes/Lahiri 1991). Dementsprechend genügt es zur Ermittlung<br />

der zielsprachlichen Kopf-Komplement-Abfolge, das vorherrschende prosodische Muster<br />

phonologischer Phrasen zu identifizieren.<br />

Darauf, daß Kinder dazu lange vor dem Beginn der syntaktischen Entwicklung in der Lage<br />

sind, deuten erste experimentelle Befunde hin, die hier nicht ausführlicher diskutiert werden<br />

können (vgl. u.a. Guasti et al. 2001, Höhle et al. 2001). Wenn sich diese Befunde bestätigen<br />

ließen, würden sich aus der Annahme einer variablen Kopf-Komplement-Abfolge keine Lern-<br />

barkeitsprobleme ergeben: Die Spezifizierer-Kopf-Abfolge müßte nicht erlernt werden, da sie<br />

sich aus einem angeborenen Metaprinzip ergibt, und die Linearisierung von Köpfen und<br />

Komplementen könnten Kinder auf der Basis prosodischer Informationen erwerben. Dement-<br />

sprechend müßten sie <strong>zum</strong> Erwerb der zielsprachlichen Serialisierungsmuster "nur" noch fest-<br />

stellen, ob ein Element bewegt worden ist.<br />

Wie sie dies tun können, wurde in Kapitel II.4 diskutiert. Dort wurde aus dem Relationser-<br />

haltungsprinzip die Arbeitshypothese L-II abgeleitet, der zufolge Kinder in rechtsverzweigen-<br />

den Strukturen ohne morphologischen Auslöser erkennen können, daß ein Element bewegt<br />

worden ist, wenn es weiter links auftritt, als es aufgrund seiner hierarchischen Position zu

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