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Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb Eine Untersuchung zum

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Erste eigenständige Modelle der Spracherwerbsforschung 32<br />

zu erwerbende Wissenssystem eigentlich genau aussieht. Darüber hinaus kann man empirische<br />

Befunde ohne einen gemeinsamen Beschreibungsrahmen kaum vergleichen und in ein um-<br />

fassenderes Modell einordnen.<br />

Angesichts dieses Dilemmas wäre es möglich gewesen, einfach aktuellere Grammatik-<br />

modelle für Analysen von Erwerbsdaten heranzuziehen. Der schnelle Wandel linguistischer<br />

Theorien hatte aber viele Befunde - <strong>zum</strong> Beispiel aus Studien zur Theorie der derivationellen<br />

Komplexität - gleich wieder obsolet gemacht. Dementsprechend wuchs die Unzufriedenheit<br />

von Psycholinguisten gegenüber der Übertragung spezifischer linguistischer Annahmen auf<br />

Kindersprachdaten (vgl. z.B. Brown 1970 sowie die Diskussion in Ingram 1989:60ff.).<br />

Diese Unzufriedenheit war meiner Ansicht nach nur <strong>zum</strong> Teil berechtigt. Ohne linguistische<br />

Vorgaben wäre man nicht zu so detaillierten Beschreibungen und differenzierten Analysen des<br />

Spracherwerbs gelangt, wie sie z.B. in Berko (1958), Menyuk (1969) und Brown (1973) zu<br />

finden sind. Außerdem hängt die Aussagekraft von Spracherwerbsstudien nicht allein von der<br />

zugrundegelegten Grammatiktheorie ab. Die erhobenen Daten sind immer dann auch in<br />

anderen theoretischen Kontexten interpretierbar, wenn linguistische Annahmen lediglich als<br />

Heuristik zur Entdeckung von Entwicklungszusammenhängen verwendet werden, der Bezug<br />

auf Oberflächenelemente erhalten bleibt und quantitative Methoden mit linguistischen Analysen<br />

kombiniert werden. Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn man die ersten Transformations-<br />

grammatiken für Kindersprachdaten mit linguistisch basierten Generalisierungen über das<br />

Auftreten von Übergeneralisierungen oder Erwerbsreihenfolgen für grammatische Morpheme<br />

vergleicht: So basiert z.B. Menyuks (1969:107) Aussage, daß Hinzufügungstransformationen<br />

vor Tilgungstransformationen erworben werden, auf theoriespezifischen generellen Konzepten<br />

wie "Tilgungstransformation" und "Hinzufügungstransformation". Daher ist eine solche Aussage<br />

sehr theorieabhängig. Zugleich lassen sich die empirischen Befunde, die dieser Aussage<br />

zugrunde liegen, nur schwer in einem anderen theoretischen Ansatz reinterpretieren, da es nicht<br />

mehr transparent ist, auf welchen Satztypen mit welchen grammatischen Morphemen die<br />

Generalisierung genau beruht. Die von Menyuk in derselben Publikation getroffenen Aussagen<br />

über systematische Abweichungen von der Zielsprache sind hingegen auch in anderen<br />

theoretischen Modellen zu interpretieren, da sie sich auf Oberflächenabfolgen stützen. Dies gilt<br />

z.B. für die Aussage, daß die frühe Kindersprache durch Abweichungen von der zielsprach-<br />

lichen Subjekt-Auxiliar-Abfolge gekennzeichnet ist (z.B. why they are here?). Ihre Gültigkeit

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